Wie eine Blume, die sich öffnet
Leonie kommt auf Anraten ihrer Gynäkologin zu mir in die Sexualberatung.
„Wir sind seit einigen Jahren verheiratet. Mein Mann steht zu mir. Er liebt mich sehr. Beim Geschlechtsverkehr verschliesst sich meine Scheide. Wir wollen ein Kind, “ sagt Leonie verschämt.
Vor mir sitzt eine bildhübsche, gepflegte junge Frau. Ihre Oberschenkel sind leicht zusammengepresst, ihre Atmung ist kaum sichtbar, ihr Körper wirkt angespannt. Mit Leonie exploriere ich die Geschichte ihrer Sexualität. Sie ist bereit, sich sowohl auf Körperübungen in der Sexualberatung, wie auch zu Hause einzulassen. In Atemübungen, die eine tiefe Bauchatmung anstreben, spürt sie wie es ihr gelingt sich langsam zu entspannen. Sie nimmt die hohe Anspannung in ihrem ganzen Körper wahr. Es wird ihr bewusst, wie sie ihr Becken hält. In sanften, kleinen Übungen über Beckenbewegungen und Berührungsübungen nimmt sie ihre hohe Empfindsamkeit wahr. Sie lernt mit ihrer Aufmerksamkeit bewusst ihr Geschlecht wahrzunehmen und selbst bestimmt ihr Äusseres und inneres Geschlecht zu erkunden. “Manchmal kommen mir die Tränen. Es ist schön einfach mit mir zu sein und meinen Körper zu erforschen. Als ob er sich öffnet, wie eine Blume, die am Morgen ihre Blütenblätter der Sonne entgegen streckt, “ sagt Leonie berührt. Sie hat sich aufgemacht neue Wege zu erkunden. Emotional setzt sie sich mit der Beziehung zu ihrem Vater auseinander und entdeckt neue Möglichkeiten ihre Grenzen zu setzen. Auf Körperebene lernt sie ihr Gewohnheitsmuster kennen, zu verstehen und zu würdigen. Bald ist die Zeit reif ihren Partner in die Sexualberatung miteinzubeziehen, um das, was Leonie mit sich selber entdeckt hat, in die Paarbeziehung zu übertragen.