Die Hoffnung stirbt zuletzt
Olga kommt auf Anraten ihrer Traumatherapeutin zu mir. Nach dem Tod ihres ersten Mannes ist sie zusammen mit ihren Kindern aus erster Ehe zu ihrem jetzigen Mann gezogen. Olga hat ihre alte Umgebung verlassen und sich auf das Abenteuer des Neubeginns eingelassen. In dieser Zeit habe ich sie in Einzelsitzungen begleitet. Nach sexuellen Missbrauchserfahrungen hat sie begonnen Schritt für Schritt wieder ihren Körper zu öffnen und sich auf sinnliche Berührungen und erotische Begegnungen mit ihrem Partner einzulassen.
Im Zusammenleben im gemeinsamen Haushalt lernt sie ihren Mann neu kennen. Immer häufiger erlebt sie im Kontakt mit ihm sexualisierte Bemerkungen und grenzüberschreitendes Verhalten. Am Anfang ist sie verunsichert und lässt es geschehen. Olga lernt in der Sexualtherapie besser zu sich zu stehen. Greift er ihr im Wohnzimmer vor den Kindern zwischen die Beine, so legt sie ruhig seine Hand zurück und verlässt den Raum. Gibt es Bratwürste zum Abendessen und ihr Mann vergleicht diese am gemeinsamen Abendbrottisch mit seinem Penis, so lässt sie ihn wissen, dass er damit aufhören soll und wechselt das Thema.
Ihr Partner sieht das Problem bei ihr, findet Frauen und sie kompliziert und gestört und ist ändert sein Verhalten nicht. Sie erlebt diese Grenzüberschreitungen als zu oft und zu viel. Mit Ihren Abgrenzungen erreicht sie ihn nicht. In einem ersten Schritt entscheidet sie sich für eine vorrübergehende Trennung. Sie hat viel in diese Beziehung investiert und will sich über die nächsten Schritte klar werden. Dafür will sie sich Zeit nehmen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.