Auf dem Weg in die Autonomie
Hildegard findet den Weg auf Empfehlung ihrer Freundin zu mir. Sie ringt darum, ob sie in ihrer Paarbeziehung bleiben möchte oder nicht. Aktuell braucht sie ihre Kraft für ihre Arbeit. Der Zeitpunkt ist für sie nicht geeignet die Beziehung zu beenden.
Nach ihrer Arbeit erwarten sie zu Hause harte Vorwürfe. Erlebt sich ihr Partner von ihr missverstanden oder erfüllt sie nicht seine Bedürfnisse in der Sexualität, so wird sie zur Zielscheibe niedermachender Kritik. Sagt sie nein und ihr Partner ist sexuell unter Druck, so erlebt sie ihn im gemeinsamen Schlafzimmer als grenzüberschreitend. Die darauffolgenden Tage straft er sie mit Rückzug und Beziehungsabbruch. Hildegard hat genug. Sie entscheidet sich nach der Stunde in der gemeinsamen Wohnung in das Gästezimmer zu ziehen. Ich arbeite mit ihr daran, wie es ihr besser gelingt sich abzugrenzen. Hildegard wird bewusst, wie sie ihre Angst vor grenzüberschreitendem Verhalten ernst nehmen und nutzen kann, um sich selber zu schützen. Ich ermutige sie ihrer Wahrnehmung zu vertrauen. Sie lernt ihre innere Haltung zu verändern ihr Bedürfnis nach Schutz in die eigene Hand zu nehmen. Über den Körper findet sie ihren Weg aus der Erstarrung in die eigene Kraft. Das fühlt sich für sie gut an, sie wird aktiv Sie versteht, dass ihre eigene bedürftige Seite nach emotionaler Nähe für ihren Partner die Eintrittstür zu Sex bedeutet. Auch hier gelingt es ihr, diese unterschiedlichen Interessen klar zu benennen. Sie fühlt sich nicht mehr für seine Frustration verantwortlich. Erreicht sie ihn nicht, lässt sie los und geht auf Distanz anstatt in einen negativen Sog mit ihrem Partner zu geraten. Ihr Partner ist überrascht. So kennt er sie nicht. Hildegard ist noch nicht klar entschieden. Sie spürt noch Hoffnung. Sie spürt, wo sie sich noch mit ihm verbunden fühlt. In ihrem Rhythmus ist sie auf dem Weg der Klärung und Entscheidungsfindung.