Vorboten einer Trennung
Lilith kommt zu mir, nachdem sie auf einem Spaziergang mein Praxisschild an der Hauswand wahrgenommen hat.
Sie weiss nicht mehr wie weiter. Seit 4 Jahren lebt sie in einer Partnerschaft. In ihrem Alter möchte sie gerne Kinder. Und im Moment zweifelt sie immer mehr daran, ob ihre Sehnsucht nach Familie für sie mit diesem Partner gelingen kann. Das will sie in der Sexualtherapie klären.
Auch in Corona Zeiten ist ihr Partner immer wieder wochenweise beruflich unterwegs. Ist er wieder zurück, so erlebt sie, dass kaum mehr eine persönliche Kommunikation stattfindet. “Wir streiten immer häufiger, wir tauschen keine Zärtlichkeiten mehr aus und in den letzten Monaten leben wir keine Sexualität mehr miteinander. All das fehlt mir sehr. Im Grunde habe ich keine Lust mehr auf ihn.“ „Hast Du den Eindruck, dass die Beziehung zwischen Dir und Deinem Partner zu Ende ist?“, frage ich sie. „ Ja, eigentlich schon. Ich getraue mich nicht mir das einzugestehen, “antwortet sie mit Tränen in den Augen.
Ich gebe Lilith die Erlaubnis, sich in Ruhe Zeit zu nehmen und eine Paarbilanz mit folgenden Fragen anzugehen: Was schätze ich an dieser Beziehung? Was würde mir fehlen, wenn ich diese Beziehung beende? Welche meiner Bedürfnisse kann ich in dieser Beziehung leben, welche nicht? Was würde ich positiv in Erinnerung behalten, wenn ich mich dafür entscheiden würde die Beziehung zu beenden? Lilith will sich darüber klar zu werden, wo sie steht. Wie auch immer sie entscheidet, unterstütze ich sie in einem ersten Schritt darin sich ihrer eigenen Wahrnehmung und ihrer Intuition anzuvertrauen. Lilith ist auf ihrem Weg. Die Erlaubnis die Vorboten einer eventuellen Trennung anzugehen, anstatt die Augen davor zu verschliessen erleichtert sie. Zunächst will sie dies alleine tun, falls ihr Partner dazu bereit wäre, könnte sie sich auch vorstellen dies professionell begleitet gemeinsam zu tun. „Alleine schaffe ich das nicht,“ meint sie.