Riskieren zu sich selber zu stehen
Susanne hat mich über einen Kurs kennen gelernt. In ihrer langjährigen Paarbeziehung erlebt sie sich in einer Krise. Dafür sucht sie meine Unterstützung.
„ Als engagierte Familienfrau bin ich für die anderen da. Für Karl und meine Kinder ist klar die Mama ist da und allzeit bereit. Ich habe keine Lust mehr auf Zärtlichkeit und Sexualität. Ich erlebe, wie mein Kopf und mein Magen explodieren. Ich bin dünnhäutig und alles ist mir zu viel. Corona, Hausoffice, die veränderten Schulzeiten macht das nicht einfacher“, sagt sie traurig. „Was brauchst Du?“ frage ich sie. „ Eine Auszeit! Und von meinem Mann und den Kindern, Verständnis, Wertschätzung und Verlässlichkeit, anstatt Kritik und Vorwürfe, “ meint sie. Mit Susanne exploriere ich ihre aktuelle Lebenssituation. Sie kommt in Kontakt mit ihrer erlebten Traurigkeit und Ohnmacht. Sie nimmt wahr, wie sie ihr Hamsterrad im Alltag mitgestaltet. Sie nimmt ihren Anteil von „ ich will auf keinen Fall anecken“, „ mir ist gerade alles zu viel“ und „ ich nehme einen mords Druck wahr.“ Sie entscheidet sich in kleinen Schritten neues zu erkunden. Sie nimmt sich Zeit für sich, für Spaziergänge, Treffen mit der Freundin. Ich ermutige sie darin, neben den Bedürfnissen ihrer Familie ihre eigenen zu spüren und wichtig zu nehmen. Anstatt von ihrem Mann Fürsorge zu erwarten und sich als getrieben und machtlos zu erleben, riskiert sie loszulassen und ihre Überanpassung zu verlassen. Kreativ nimmt sie sich Entspannungszeiten. Anstatt „nicht anecken zu wollen“, macht sie es sich selber recht.“ Meine Familie ist irritiert“, sagt sie lächelnd. „Wie geht es Dir“? frage ich. „ ich bin mir dankbar. Ich fühle mich stärker und zarter zugleich, Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen.“ antwortet sie. Susanne lernt mit ihrem Risikomanagement umzugehen. Wann verträgt sie wieviel? Dabei gelingt es ihr sich selber immer weniger zu vergessen. Langsam füllen sich emotional ihre ausgebrannten Batterien wieder mehr, sie findet immer mehr einen stimmigeren Weg. „ Jetzt bin ich wieder bereit das Thema der Sexualität anzugehen, anstatt davon zu laufen, “sagt sie entschlossen.