Eine Brücke bauen
Simone und Till haben über das Internet zu mir gefunden. Nach einer Aussenbeziehung von Simone haben sie entschieden, sich professionelle Unterstützung in der Paar-& Sexualtherapie bei mir zu holen. Sich sexuell wieder anzunähern, erleben beide als Herausforderung. „Es fällt mir besonders schwer auf Körperebene Simone zu verzeihen“, sagt Till traurig.“ Mir fehlt es im Moment an sexueller Lust. Ich merke, dass ich Till ausweiche, “ sagt Simone betroffen.
Ich gebe den beiden gezielte Körperübungen an die Hand, in denen sie sich langsam Schritt für Schritt zunächst in sinnlichen Berührungen, später in erotischen Begegnungen annähern können. Ziel ist, dass jeder bei sich selbst bleibt und sich erlaubt dem anderen zuzumuten, mit der Bereitschaft mit der individuell aktuellen Befindlichkeit und den damit verbundenen Bedürfnissen aufeinander zu zugehen. Die beiden erleben die Übungen als Stärkung des gemeinsamen Wir-Gefühls. „ Ich mag Till, wenn er sich selber treu bleibt, und in der Körperbegegnung zeigt was er will und was nicht. Das macht ihn attraktiv für mich, “ meint Simone.
„Ich habe die Vorstellung aufgegeben, dass unsere Sexualität immer ein sprühendes Feuerwerk sein muss. Wenn ich es zulasse mich zu spüren und mitzuteilen, erlebe ich unsere Begegnung manchmal als sinnlich und ruhig, dann als leise und zerbrechlich und manchmal leidenschaftlich, “ sagt Till berührt. “Trotz meiner Wut über das Fremdgehen von Simone tut mir der Körperkontakt mit ihr gut.“ „Ich traue mich, Till wissen zu lassen, wie ich von ihm berührt werden will und wie nicht. Das hatte ich aufgegeben, in der Annahme ich erreiche Till sowieso nicht, “ sagt Simone betroffen. Till und Simone bauen im Alltag wieder eine Brücke zueinander. Über das gemeinsame Tun und die ehrliche Reflektion der Übungen im geschützten Rahmen entsteht ein neues Wir-Gefühl und ein langsames, zartes sich wieder finden auf Körperebene.