Sich ganz fühlen
Helga kommt auf Anraten einer Freundin. „Beruflich geht es mir gut. Freunde sagten zu mir, das einzige was Helga fehlt ist ein Mann. Ich merke das hat mich sehr verletzt. Ein ganzes Leben lang haben meine Eltern mir eingetrichtert, eine Frau ist nur dann ganz, wenn sie mit einem Mann zusammen lebt, “ sagt Helga ärgerlich.
Ich höre Helga aufmerksam zu und exploriere mit ihr die Geschichte ihrer Beziehungen. „Welches Gefühl spürst du noch, hinter dem Ärger?“ frage ich. „Traurigkeit, Einsamkeit, “sagt sie berührt. „ Verbinde dich mit diesen Anteilen in Dir als ein Teil in diesem Moment. Gib ihnen Raum und sorge dich liebevoll um sie. Und wenn es passt zeige dich damit vertrauten Menschen im Kontakt. Für Helga beginnt ein zartes sich öffnen.
Gefühlt wächst ein Selbstverständnis von ich bin ganz und richtig als die Frau, die ich gerade bin. Auch im Bereich der Sexualität beginnt sie über gezielte, begleitete Übungen ihre sexuelle Selbstsicherheit zu stärken. Es bereitet ihr immer mehr Freude zu sich selber zu stehen und in Beziehungen immer klarer damit zu sein, was sie braucht, was sie nicht möchte. Die Worte Ja, Nein, Pause und auf Wiedersehen begleiten sie in ihrer Kontaktaufnahme zu anderen Menschen.“ In einem ersten Schritt hat es mich Überwindung gekostet mich privat sichtbarer zu machen. In einem zweiten Schritt kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, mich davon abhängig zu machen, es anderen Menschen recht zu machen. Ich fühle mich wie ein Baum, dessen Wurzeln tiefer wachsen und der dem Wind und dem Wetter standhält. Ab und zu habe ich wieder Lust mit einem Mann abzumachen. Meine innere Haltung hat sich verändert. Ich mache ab, weil ich schöne Momente erleben möchte und mich für den anderen interessiere. So fühle ich mich auf Augenhöhe und es entsteht eine qualitativ andere Begegnung, “ sagt sie zufrieden.