Stressregulation
Holger und Doris sind ein langjähriges Paar. Sie haben mich über die Teilnahme an einem Paar Kurs kennen gelernt. „Tag für Tag gehen wir immer mehr auf Distanz. Im Moment aktivieren wir gegenseitig unsere negativsten Seiten, “ sagt Doris bestürzt.
„ Corona hat uns so einiges abverlangt. Irgendwie kommen wir aus unseren Stressmustern nicht mehr heraus. Ich weiss nicht, ob es noch zu schaffen ist, zumindest will ich es nicht unversucht lassen, „sagt Holger frustriert.
Mit dem Paar exploriere ich ihr Stressmuster im Familienalltag. Gegenseitige Kritik und Beschuldigungen bilden den Einstieg. Anstatt in eine Klärung zu gehen schafft es jeder sich abzuschotten und im Grübeln mit sich selbst zu bleiben. Doris reagiert mit Kopfschmerzen, Holger schlägt es auf den Magen.
Beide erleben sich in einer Körperabwehrhaltung und signalisieren dem anderen „ Bleib mir bloss vom Hals.“ Ein gegenseitiges Gefühl von „ich fühle mich nicht mehr sicher im Kontakt mit Dir, weiss nie wann der nächste Angriff kommt“, hat sich breit gemacht.
Mit diesem Paar steige ich über Entspannung über die Atmung ein. Ziel ist, dass jeder lernt bei sich anzukommen und den inneren Dauerstress zu regulieren. Es geht darum über den Körper zu verstehen, welche Signale gegenseitig Stress an triggern und welche Worte dazu führen die Schotten dicht zu machen. Das Paar versteht mit allen Sinnen wie sie ihre Kontaktwünsche, die Sexualität und die Kooperationsbereitschaft gegenseitig verunmöglichen. Jeder beginnt Verantwortung für seinen Anteil zu übernehmen und über den Körper die Falltüren und Ausstiegsmöglichkeiten bewusst wahrzunehmen. Sie bringen die kritischen Themen in die Paarberatung. Sie lernen den Stress herunter zu fahren, mit einem Spaziergang, einem freundlichen, einladenden Blick, einer wohlwollenden Berührung, einem wohltuenden Ausgang. Durch das Schulen ihrer Körperwahrnehmung und der Entscheidung, zur Lösung des Konfliktes beizutragen, entwickeln beide kreative Möglichkeiten.