Erwartungsdruck
Judith hat mich über die Teilnahme an einem Kurs kennen gelernt. „ Ich spüre nichts. Mein Geschlecht ist wie Tod. Ich habe keine Lust mehr. Wenn ich meinen Partner nicht lieben würde und ihm Sexualität nicht wichtig wäre, würde ich das Ganze einfach sein lassen, “ sagt sie frustriert.
Mit Judith exploriere ich die aktuelle Situation. Anhand von Körpererforschungsübungen entdeckt sie ihre Spürmuster. „Es stimmt, ich nehme mich wahr. Dadurch, dass ich über lange Zeit sehr rasch in die totale Anspannung gegangen bin und so sexuelle Höhepunkte aufgebaut habe, mache ich mir innerlich einen Druck, es müsse wieder so schnell gehen und ich müsste doch rasch sexuelle Erregung spüren und entladen, „sagt sie sich selber verstehend. „Und darauf habe ich keine Lust mehr!“ „Und diese zielorientierte Erwartung verunmöglicht das reale Spüren im Hier und Jetzt und wertet das feine, zarte im Bild gesprochen „Spürpflänzchen ab. Es stimmt nicht, dass du nichts spürst. Die Wärme, das zarte Pulsieren in deinem Geschlecht wird abgewertet und als nicht richtig abgeschnitten,“ melde ich ihr zurück.
Judith ist bereit sich auf sich selber neu einzulassen. Sie nimmt sich Zeit, lässt sich auf Wahrnehmungsübungen ein und baut langsam ihre Erwartungsgeschwindigkeit, wie auch mit ihren Erwartungsdruck ab.
Sie lernt wie neu im Hier und Jetzt das willkommen zu heissen, was sie gerade wahrnimmt, ohne es zu bewerten. Sie ist bereit aus einer liebevollen Haltung heraus ihre reife Weiblichkeit willkommen zu heissen und ihre zarte Wahrnehmung im Keim erstickende Gewohnheitsmuster aufzudröseln. „Es tut gut wieder kleine Freuden im Umgang mit meinem Körper zu entdecken“, meint sie. „ Es ist schön zu sehen, wie du aufhörst dir Druck zu machen und stattdessen im Moment im Kontakt mit deiner sinnlichen Weiblichkeit ankommst. “ sage ich. Mein Körper mag die zarten Stimuli. Er sagt es satt etwas zu müssen, etwas zu sollen und freudlos zu funktionieren, „ meint sie.