Wie ein toter Fisch
Maya kommt über einen Kurs zu mir. „In unserer Sexualität habe ich immer wieder Mühe mit meinem Mann. Er liegt wie ein toter Fisch da und lässt sich bedienen. Mir ist unklar, was er eigentlich will. Spreche ich es an, so zieht er sich beleidigt zurück. Ich ärgere mich und habe den Eindruck immer muss ich Verantwortung übernehmen.“
Mit Maya exploriere ich die aktuelle Situation und Aspekte ihrer Lebensgeschichte. Schon früh hat sie in ihrer Familie Verantwortung für die Pflege von sehr kranken Familienmitgliedern übernommen. Immer wieder hat sie dabei eigene Bedürfnisse für das Wohl der anderen zurückstellen müssen. Durch das Verhalten ihres Mannes, so wie sie ihn in den sexuellen Begegnungen erlebt, berührt sein Verhalten diesen alten Schmerz, verbunden mit Ärger und einer tiefen Traurigkeit.
Immer mehr wird Maya ihr eigenes Erleben und der Bezug zu ihrer Geschichte bewusst. Sie beginnt sich verletzlich zu machen und lässt ihren Mann wissen, was in ihr vor sich geht. Sie verbindet sich mit ihren Gefühlen, hält inne, macht eine Pause und spürt nach. Es wird ihr klarer, was sie gerade braucht. So lernt sie, auch verbunden mit Körperübungen, ihre Gefühle zu regulieren. Sie sucht nach Möglichkeiten, ohne Vorwürfe und intensiver Kritik an ihrem Mann ihre Befindlichkeit auszudrücken. „ Mir fällt schwer, wohlwollend bei mir selbst zu bleiben und mich um innere, verletzte Anteile von mir zu kümmern, anstatt für meinen ganzen Ärger von damals und von jetzt meinem Mann die Verantwortung zu zuschieben “ sagt sie nachdenklich. „ Und es besteht Handlungsbedarf in unserer Sexualität, dass wir uns beide wohl fühlen.“