Für Sicherheit sorgen
Andrea und Philipp haben mich über einen Kurs kennen gelernt. Immer seltener gelingt es beiden ihre Sexualität miteinander zu leben. „Ich fühle mich nicht mehr sicher in der Beziehung mit Philipp. Immer öfter geraten wir in Vorwurfs-und Abwertungsspiralen. Ich fühle mich fast nicht mehr frei nein zu etwas zu sagen, was ich nicht will, weil ich hinterher mit einer massiven Kritik und Abwertungsmustern rechnen muss, “ sagt Andrea frustriert.
„Es fällt mir sehr schwer einen Korb von Andrea zu bekommen, “ sagt Philipp nachdenklich. Mit beiden exploriere ich ihr aktuelles Beziehungsmuster, welches den Einstieg in sexuelle Begegnungen verunmöglicht.
Möchte Philipp mit Andrea Sexualität erleben, so baut er Druck auf. Es muss zeitnah sein. Passt es für Andrea nicht und traut sie sich ein nein auszusprechen, so agiert Philipp seine Frustration über die Absage als indirekte Aggression in Form von verbalen Abwertungen aus. Zunächst greift er Andrea an, dann zieht er sich tagelang zurück. Beide erleben sich als verletzt, die Tür für Körperkontakt, Zärtlichkeiten und Sexualität bleibt verschlossen. Der Saldo auf dem Partnerschaftskonto für negative Einzahlungen auf beiden Seiten erhöht sich.
Mit Andrea und Philipp arbeite ich anhand von Körper- und Gesprächsübungen. Philipp wird klar, wie er seinen Schmerz des sich abgelehnt Fühlens mit Ärger überlagert und in den Angriff geht. Andrea spürt, wie sich ihr bereits wenn sie wahrnimmt, dass Philipp Sex möchte der Magen zusammenkrampft und sich ein Kloss im Hals bildet.
Beide lernen im geschützten Rahmen ihr Erleben zu verstehen. Philipp beginnt zu verstehen, wie er in sich wahrnimmt, aus welchem bedürftigen Anteil heraus er agiert und wie er seine Gefühle verstehen, regulieren und in einen direkten Kontakt bringen kann. Andrea nimmt ihr Bedürfnis sich sicher zu fühlen ernst. Sie lernt sich klarer und empathischer abzugrenzen und ist bereit auch von sich aus, einmal ein Angebot zu machen. Beide erleben sich als gesehen und angenommen. Das Üben im Umgang miteinander auch in Bezug auf die unterschiedlichen Bedürfnisse in ihrer Sexualität geht weiter.