Sexuelle Entwicklungsschritte in der Kindheit - Herausforderungen für Eltern und ErzieherInnen
Anna kontaktiert mich am Telefon. Ihre 4 jährige Tochter Judith zeigt zu Hause und im Kindergarten auffälliges Verhalten. Anna fühlt sich verunsichert, schuldig, und überfordert. Sie weiss nicht was sie machen soll.
In der Sexualberatung beschreibt sie, wie Ihre Tochter seit der Geburt ihres Bruders auffälliges Verhalten zeigt. Wenn Judith z.B. in der Kindergartengruppe mit den anderen zusammen basteln soll, sitzt sie stattdessen auf ihrem Stuhl, berührt ihr Geschlecht, drückt ihre Beine zusammen und presst. In dem Moment ist sie von aussen wie nicht mehr erreichbar. Erst wenn die Kindergärtnerin sie auffordert in der Gruppe weiter mit zu basteln, schliesst sie sich unwillig an. Andere Kinder fangen an, Judith wegen ihrem komischen“ Verhalten zu hänseln.
Ich gebe Anna Informationen darüber, dass Judith ein neues interessantes Spielzeug mit ihrem Körper gefunden hat, welches ihre Aufmerksamkeit bindet. Durch das Erhöhen ihres Muskeltonus im Körper, insbesondere im Becken- und Oberschenkelbereich spielt sie damit ihren Erregungsreflex auszulösen, also eine orgastische Entladung ohne Hormonausschüttung zu aktivieren. So erlebt sie angenehme Gefühle und möchte diese wiederholen. Im Moment geht es darum, dass Judith lernt, in geschützten Räumen Zeit für ihre Erkundungen zu haben. Sie braucht Unterstützung, um kindgerecht zu verstehen was sie macht, ohne dafür verurteilt zu werden. Weitere Lernschritte für Judith sind, sich z.B. im Kindergarten oder anderen öffentlichen Räumen an Regeln zu halten. Wir vereinbaren ein gemeinsames Gespräch mit der Kindergärtnerin, sowie ein Gespräch mit Anna und ihrer Tochter. Anna ist froh über die neu gewonnenen Sichtweisen. Ebenso beschliesst sie, sich Zeiten mit Judith zu nehmen, in denen Mutter und Tochter sich ohne den kleinen Bruder gezielt miteinander beschäftigen.