Des einen Freude ist des andern Leid
Katharina hat an einem Frauenkurs bei mir teilgenommen. Nach längerer Zeit als Single ist sie frisch verliebt. Sie geniesst die Körperlichkeit und erlebt sexuelle Höhepunkte in dieser Beziehung. Überraschend erhält sie einen Brief von einem älteren Ehepaar im Haus, die Geräusche rund um den Liebesakt beanstanden. Sie drohen damit die Vermieter zu kontaktieren. Katharina ist verunsichert und entrüstet. Sie möchte in der Sexualberatung die Situation klären. Eine Exploration der Situation zeigt, dass Katharina sich nach einer intensiven Liebesnacht bei den Mietern entschuldigte. „ Wir verhalten uns rücksichtsvoll. Klar übernachtet mein Freund einmal pro Woche bei mir. Dann geniesse ich es mit ihm zu schlafen. Jetzt nehme ich mich aus Rücksicht zu den Nachbarn zurück. Ihre Erwartung an mich keinen Sex mehr zu leben, finde ich übergriffig. Als Nachbarn braucht es Kompromisse!“ lässt sie mich entrüstet wissen. Ich unterstütze Katharina die verschiedenen Aspekte, die in ihr berührt werden auszudrücken. Sie nimmt einen Teil wahr, der klein bei geben möchte. Sie spürt ihre Lust auf die neuentdeckte, sinnliche Erotik. Sie nimmt einen empathisch verständnisvollen Anteil gegenüber dem alten Ehepaar wahr. Sie distanziert sich von der Erwartung der Nachbarn an sie keine Sexualität in ihrer Wohnung zu leben. Sie entscheidet sich, den Nachbarn verständnisvoll zu begegnen und sich freundlich und bestimmt abzugrenzen. Sie geniesst zu sich zu stehen und situationsangemessen eine Lösung anzugehen.