Er will immer – sie will nie
Aline und Albert kommen auf Empfehlung ihres Arztes zu mir. Sie verweigert den Körperkontakt mit ihrem Partner. Die Berührungen ihres Partners sind ihr zu fest, zu schnell, zu rasch in den Intimbereich gehend und zu sehr auf eine Penetration oder einen Orgasmus ausgerichtet. Sie erlebt sich unter Druck, es fehlt ihr eine atmosphärisch, emotionale Rahmung und ein zärtliches, körperliches Vorspiel.
Albert ist verärgert. Er weiss nicht mehr was er machen soll. In seinem Erleben ist egal was er ihr anbietet sowieso nicht recht. Das klassische Muster, „sie will immer, er will nie“ hat sich eingeschlichen. Den beiden gelingt es weder sich emotional verbal, noch körperlich zu begegnen.
Albert und Aline kommen zunächst als Paar. In der Sexualtherapie führe ich sie in achtsame begrenzte Berührungsübungen und reflektiere mit Ihnen im Anschluss ihr Erleben. Ich unterstütze beide Partner bei sich selbst zu sein und bewertungsfrei das eigene Spüren wahrzunehmen. Danach lernen beide das eigene Erlebte dem Partner angriffsfrei mitzuteilen. Am Anfang ist dies nur im geschützten Sexualtherapierahmen möglich. Aline versteht, wie ihr Erleben Wurzeln in ihrer persönlichen Geschichte hat. Sie entscheidet sich, diese in Einzelsitzungen mit mir anzugehen. In den gemeinsamen Sitzungen mit dem Partner hört sie auf ihren Partner für ihre verschiedenen Körper- und Gefühlsreaktionen verantwortlich zu machen. In direkten Übungen in der Stunde eignet sich das Paar Handwerkszeug für einen verbalen und nonverbalen angriffsfreien Umgang mit ihrem gegenseitigen Erwartungsmanangement an. Hier braucht es einen geschützten, sicheren Rahmen, kontinuierliches Üben und Zeit bis eine Annäherung an den Intimbereich angegangen werden kann.