Berührungsqualitäten erspüren
Stefanie und Sam sind ein langjähriges Paar. Sie kommen auf Anraten eines befreundeten Paares zu mir.
„Wir leben im Alltag wenig Berührungskontakte und kaum Sexualität. Früher war Berührung eine Wohlfühlinsel für uns. Jetzt fehlt sie mir, “ sagt Stefanie nachdenklich. „ Mir fehlen der Körperkontakt und unsere Sexualität. Etwas ist zwischen uns zu, “ meint Sam.
Mit jedem der beiden exploriere ich die Geschichte ihrer Sexualität in Einzelgesprächen. Miteinander sind beide bereit, sich auf gezielte Körperübungen, die ich in der Stunde anleite und die zu Hause angegangen werden, einzulassen. In diesen Übungen leite ich die beiden unter anderem an, Berührungsqualitäten zu unterscheiden. „ Findet heraus: Wann ist es meine Absicht den anderen liebevoll zu berühren? Wann ist es meine Absicht den anderen sinnlich erotisch zu berühren? Welchen dieser Berührungsqualitäten gebe ich gerade lieber? Welchen nehme ich gerne wann an?“ leite ich an.
Die beiden entdecken in einem leichten spielerischen Umgang miteinander was gerade auf Körperebene ihr Bedürfnis ist. „ Das ist wie mit Essen und trinken. Habe ich Hunger oder habe ich Durst? Ist mir nach Kuscheln oder einer zärtlichen Umarmung zumute? Möchte ich gehalten werden oder selber halten? Oder habe ich Lust auf ein Spiel mit sexueller Erregung und erotischen Berührungen? Diese Berührungen können am ganzen Körper, sie können auch explizit im Genitalbereich sein.
Sam und Stefanie entdecken ungezwungen mit den verschiedenen Berührungsqualitäten im Alltag zu spielen. Manchmal raten sie gegenseitig wie diese Berührung eigentlich gemeint war und wie sie jeweils angekommen ist. Nicht nur die Berührungen machen Spass, sondern auch das gemeinsame Reflektieren zu Hause und in der Sexualtherapie.
In kleinen Schritten beginnt bei diesem Paar ein sich füreinander öffnen. Ausgangspunkte sind das aktuelle Spüren, was ist jetzt mein Bedürfnis und die innere Ermutigung sich so dem anderen zuzumuten. Eine aufrichtige wahrhaftige Begegnungsqualität zwischen beiden entsteht.“ Es ist nicht immer leicht zu sich zu stehen und für Klarheit zu sorgen, “ meint Stefanie. „ Es lohnt sich und macht Spass,“ meint Sam.