Ein Sonnenstrahl auf meiner Haut
Manuela kommt zu mir auf Anraten eines Kollegen. Sie fühlt sich leer und lustlos. Der Geschlechtsverkehr mit ihrem Partner tut ihr weh. Sie weiss nicht mehr wie weiter. Ich exploriere mit ihr die Geschichte ihrer Sexualität. Mit ihrem Geschlecht fühlt sich Manuela nicht verbunden. Sie erlebt ihr Äusseres und ihr inneres Geschlecht als trocken, es juckt sie und fühlt sich unangenehm an. Sie mag ihr Geschlecht nicht. Dringt ihr Partner beim Geschlechtsverkehr ein, so geht sie innerlich weg. Sie spürt sich ein wenig, wenn sie selber den Finger auf ihre Klitoris legt. Im Grunde erlebt sie sich als leer.
Manuela ist schlank und sportlich. Im Sport spürt sie sich gut. Ihre hohe Muskelspannung im ganzen Körper gibt ihr Halt. Aus ihrer Kindheit kennt sie es, dass die Eltern berufstätig waren und es wenig gemeinsame Zeit gab. Gehalten und gestreichelt werden kennt sie kaum. Liebevolle, zärtliche Begegnungen hatten in ihrem Leben wenig Platz. Mit Manuela arbeite ich über den Körper. Sie kann sich gut spüren, wenn sie ihre Muskeln am ganzen Körper anspannt. Die ermutigende, erlaubnis- und orientierungsgebende Beziehungsgestaltung in der Sexualtherapie ist für sie ein wichtiger Aspekt. Sie erlebt sich als verstanden in ihrem Anliegen. Langsam entwickelt sie einen Spür- und Fühlzugang zu ihrem inneren Erleben. Die anfängliche innere Leere und Ablehnung ihres Geschlechtes weicht im Bild gesprochen dem Erleben eines zarten Pflänzchens, welches auf einen steinigen Boden gefallen ist. Ihr anfänglich steifer Gang und ihr stark gehaltenes Becken ändern sich.
„ Komisch“, sagt sie. „Eigentlich habe ich lange Zeit in meinem Körper gelebt und war wie nicht da. Es hat sich leer und einsam angefühlt. Ich bin wie ins aussen ausgewichen, das Gefühl von Leere war für mich unerträglich. Die Körperübungen mit den Gesprächen hier tun mir gut. Sie fühlen sich an, wie Sonnenstrahlen auf meiner Haut, “ sagt sie nachdenklich.