Das eigene Risikomanagement steuern
Elias hat mich über das Internet kennen gelernt. Er lebt seit langer Zeit als Single. „Eigentlich bin ich mit meiner Lebensform zufrieden. Sie ist für mich nicht bedrohlich. Manchmal fühle ich mich einsam, “ sagt er nachdenklich.
„Was erlebst du als bedrohlich?“ frage ich. „Ich habe Angst von jemanden anderen abhängig zu werden, “ antwortet er.
Mit Elias exploriere ich seine Beziehungsgeschichte. Immer sucht er sexuelle Beziehungen mit Frauen. Autonomie bedeutet für ihn unabhängig zu sein, im Sinne von keine Bindung mit einer Frau einzugehen. Eine Bindung einzugehen, heisst für ihn seine Sicherheit der Unabhängigkeit zu verlieren. Die Angst, dass er sich in seiner Fürsorge für die Frau verlieren könnte, und so von ihr abhängig werden könnte, ist zu gross. „Vielleicht bin ich einfach bindungsunfähig, “ meint er traurig.“ Vielleicht erlebst du dich anhand der gefühlten Bedrohung als nicht bindungswillig. Der Spagat zwischen einerseits Dir selber treu zu bleiben und dich auf einen anderen Menschen einzuschwingen erscheint dir aufgrund der vermeintlichen Bedrohung als unvereinbar, “ meine ich.
Manche Paare schwingen in eine gesunde Abhängigkeit ein, im Sinne von ein Teil eines „Wir“ zu werden, sich in die Arme eines anderen fallen zu lassen, sich von ihm tragen zu lassen, nicht mehr die ganze Last alleine zu tragen und auch Mitverantwortung für den anderen zu übernehmen. Wie eine „gesunde“ Abhängigkeit mit all den bezaubernden und anspruchsvollen Momenten gelebt werden kann, ist je nach gemachter Bindungserfahrung aus der Herkunftsfamilie unterschiedlich.
Elias lässt sich auf eine neue innere Reise ein. Er probiert sich in Beziehungen aus, ist bereit sich für seine eigene Verletzlichkeit zu öffnen und in kleinen Schritten immer wieder seine Grenzen zu spüren und zu achten. Er lernt verlässlich im Umgang mit sich selbst zu bleiben und auch mit seinen Bedürfnissen auf einer Herzensebene in Kontakt zu gehen, ohne sich gefühlt abhängig zu machen.
„Die Richtung stimmt, auch wenn ich noch nicht angekommen bin. Es ist eine interessante Reise, die im innen beginnt “ sagt er .Aufmerksam steuert er sein Risikomanangement im Umgang mit Nähe und Distanz in Beziehungen.