Beziehungen werden von alleine schlechter
Resi kommt zu mir auf Anraten ihrer Psychologin. Sie erlebt sich in einer Zwickmühle. Einerseits liebt sie ihren Mann. Die beiden sind langjährig verheiratet und haben ein gemeinsames Kind in der Kleinkindphase. Andererseits erlebt sie die Intimität durch ihren Mann in der Paarbeziehung als verletzt. Nachdem sie sich geweigert hat mit ihrem Mann in Clubs die gemeinsame Sexualität im Gruppenrahmen zu leben, geht er alleine und weigert sich mit ihr Sexualität zu leben. „Du bist entschieden bei deinem Mann zu bleiben und sein Verhalten anzunehmen?“ frage ich.“ Ja“ sagt sie und weint. Resis Mann ist nicht bereit in die Sexualtherapie zu kommen. Zunächst arbeite ich mit Resi die bestehenden Verletzungen auf. Ich bitte sie jede Verletzung, die sie in der Beziehung mit ihrem Mann erlebt hat auf eine Karteikarte zu schreiben, und diese zu ordnen, die kleinste nach oben, die schwerste nach unten. In der Einzelarbeit geht es darum, dass jede Verletzung anerkannt wird und dass Resi ihre Bedürfnisse nach Intimität wahrnimmt und zu sich selber nimmt. Sie lernt sich ernst zu nehmen, ihre Sehnsucht diesseits der Fingerspitzen zu spüren, sie als zu sich gehörig und in Ordnung anzunehmen, ohne sich davon abzuschneiden. In Körperübungen unterstütze ich Resi darin zu sich selber zu stehen, ihren Raum einzunehmen, auf Ebene der Kommunikation sich mitzuteilen, achtsam, selbstverständlich, angriffsfrei und auf den Punkt kommend. Resi ist erleichtert. In kleinen Schritten nimmt sie sich ihren Raum. Sie nimmt bewusster wahr wie sich geben und nehmen in dieser Paarbeziehung anfühlt, was sie will und was sie nicht will. Sie verlässt die Position der Verletzten und beginnt eine neue Form der Auseinandersetzung mit sich selbst und ihrem Partner. Ihr Partner ist erstaunt und Resi fängt an besser mit ihren Grenzen umzugehen.