Das eigene Selbst entdecken
Erna kommt auf Anraten einer Freundin. „Manchmal erlebe ich mich wie einen Stein. Mein Herz ist verschlossen. Bei uns zu Hause war es wichtig leise zu sein, Lebendigkeit wurde gerügt oder abgestellt, ich habe gelernt leise zu sprechen, mich zurückzunehmen. Auch heute noch habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich für meine Bedürfnisse einsetze. In der Sexualität erlebe ich mich manchmal als grenzenlos. Ich befriedige die Bedürfnisse meines Partners, gehe immer weiter in eine Intensität und bin nicht wirklich bei mir, “ sagt Erna traurig.
Mit Erna exploriere ich die Geschichte ihrer Lebendigkeit. Sowohl in Körperübungen wie auch in der Reflektion ihrer Geschichte und der Spiegelung ihres Erlebens geht es darum ihre Selbstwahrnehmung zu intensivieren und ihr Selbstvertrauen in ihre Wahrnehmung zu stärken.
„Es tut mir gut von Dir gesehen und wertgeschätzt zu werden. Das bin ich mir gar nicht gewöhnt. Manchmal fällt es mir schwer dein Lob und deine Ermutigung wahrzunehmen, “ sagt Erna erleichtert.
Erna bricht neu auf. „Ich habe immer gedacht, der andere weiss besser für mich was gut ist, als ich. Gefühlt war da niemand, der mich emotional aufgefangen hat. So langsam verstehe ich, wie ich mein eigener sicherer Hafen sein kann, wie ich meine Gefühle spüren, halten und regulieren kann. Es ist nicht leicht sich verletzlich zu zeigen. Ich fühle mich wohler so. Früher habe ich gedacht, ich hätte in der Sexualität keine Grenze. Ich habe einfach mitgemacht. Jetzt ist es anders. Mein Partner ist überrascht und nicht immer schätzt er mein Nein. Ich bin stolz auf mich, “ sagt Erna berührt.