„Guter Sex-trotz Liebe“
Mechthild und Dietmar sind seit 25 Jahren verheiratet. Ihre beiden Kinder studieren und sind nur noch selten da. Das Paar erlebt sich wie in einer neuen Lebensphase. Das Eltern sein und die Bewältigung des Alltages hat beide zu einem guten Team werden lassen. Die gegenseitige Liebe, sowie ihre tiefe Bindung, die sich in dem Gefühl wir gehören zusammen ausdrückt, ist für beide spürbar.
Im gemeinsamen Schlafzimmer jedoch erleben sie eingeschliffene Gewohnheitsrituale. Ihnen wird klar, dass sich zu lieben nicht automatisch dazu führt Sexualität miteinander zu geniessen.
In der Sexualanamnese, die ich zunächst mit beiden einzeln durchführe, beschreibt sie, dass sie nur noch wenig Lust verspürt. Die erlebten Rituale törnen sie ab. Der Satz „er will immer und ich will nie“, stimmt zwar nicht ganz, die Tendenz zeichnet sich jedoch ab.
Auch er ist frustriert. Er ist seiner Frau immer treu geblieben, doch im Moment zieht sie sich körperlich immer häufiger zurück. Immer muss er die Initiative ergreifen. Manchmal kommt er sich so vor, als würde er sich etwas nehmen, was sie ihm gar nicht geben will. Am Anfang ihrer Beziehung hatten sie häufig Sexualität miteinander, das vermisst er sehr.
In der nächsten gemeinsamen Stunde mit dem Paar biete ich den beiden an, im Rahmen des Sensate-Fokus Trainings, sich 2 Mal pro Woche circa 1 Stunde Zeit füreinander zu nehmen. Spezifische Körperübungen zu Hause, schaffen sowohl eine Bewusstheit für ihren sinnlichen Begegnungsraum, wie auch für die Beziehungsdynamiken, die sich rund um dieses Körpergeschehen entfalten. Es reicht nicht über Sexualität nur zu sprechen, es gilt sie gemeinsam zu erleben und in einem geschützten Rahmen in der Sexualberatung miteinander zu reflektieren. Das Paar ist mit meinem Angebot einverstanden und begibt sich so auf eine begleitete Forschungsreise.
In den Übungen erleben sie, wie zunächst jeder auf sich selbst zurück geworfen ist. Die Auseinandersetzung mit ihren Spür- und Beziehungsmustern fordert jeden der beiden heraus. Schritt für Schritt wird die eigene Wahrnehmung
geschult. Die Übungen ermöglichen einen genüsslich, sinnlich erotischen Experimentierraum miteinander zu gestalten.