Die Liebe im Alltag reanimieren
Karl und Katrin haben den Weg zu mir auf Anraten eines Kollegen gefunden. Sie sind ein langjähriges Paar. Die gemeinsamen drei Kinder, die Pflege des Vaters, das berufliche starke Eingebunden Sein und das Engagement von Katrin im Schulbeirat schafft eine Atmosphäre von Dauerstress.
„Wir leben im Funktionsmodus. Zeit für persönliche Gespräche gibt es kaum, “ sagt Katrin traurig. „Wenn Katrin nicht darauf bestanden hätte, hierher zu kommen, wäre ich nicht da“, sagt Karl. Seine Anspannung ist spürbar. Das Paar zeichnet sich durch eine hohe Konfliktlösekompetenz im Alltag aus.
In der Paarberatung lasse ich beide immer wieder inne halten. Kleine Spür- und geführte Berührungsübungen aktivieren die Feinfühligkeit und den Wechsel vom Intellekt in die Körperwahrnehmung. Ziel ist beide als „Opfer ihres Alltages“, sowie der Last der übernommenen Verpflichtungen zum inne halten zu aktivieren und immer wieder behutsam die eigene Befindlichkeit wahrzunehmen. Was bewegt jeden der beiden? Wo im Alltag gibt es kleine Nischen, um sich persönlich zu begegnen? Wie können beide dem Verwelken der gegenseitigen Liebe in einem ersten Schritt durch emotionale Selbstöffnung Einhalt gebieten?
Wie gelingt es beiden im Hamsterrad der vielfältigen Aktivitäten immer wieder inne zu halten und sich um die gegenseitige Liebe zu kümmern?
„Ich liebe es Karls Hände wieder auf meinem Körper zu spüren. Das bereitet mir Lust auf mehr, “ sagt Katrin berührt. „ Ich wusste gar nicht mehr wie gut ein verständnisvolles, persönliches Gespräch tut. Wir sind jetzt seit 25 Jahren verheiratet, und ich fühle mich innerlich ausgehungert. Ich spüre, dass der emotionale gegenseitige Austausch uns neu füreinander öffnet. Und es gibt eine Seite in mir, die sagt nach all dem was wir gemeinsam stemmen, haben wir das echt verdient!“ sagt Karl. Das Inne Halten im Alltag und das Üben aus dem Hamsterrad auszusteigen geht weiter.