Auswirkungen früherer sexueller Traumatisierung auf das Paar
Agathe und Josef sind seit 2 Jahren ein Paar. Agathe hat mich auf Anraten ihrer Therapeutin kontaktiert. Als Kind hat sie wiederholte Missbrauchserfahrungen erlebt. Jetzt steht sie kurz vor der Hochzeit. Ihren Partner hat sie über die Kirchengemeinde kennen gelernt. Aus religiösen Gründen lehnt sie den Geschlechtsverkehr vor der Ehe mit ihrem Mann ab. Auf dem Hintergrund ihrer Geschichte hat Agathe Angst vor der Hochzeitsnacht.
In einem ersten Gespräch kommt Agathe alleine. Ich exploriere mit ihr die Geschichte Ihrer Sexualität. Sie ekelt sich vor ihrem Geschlecht. Wenn sie jmd. im Intimbereich berührt, verlässt sie ihren Körper, sie ist dann nicht mehr da und lässt geschehen was geschieht. Hinterher fühlt sie sich schlecht.
Im gemeinsamen Gespräch mit ihrem Partner informiert sie diesen im geschützten Sexualtheapierahmen mit meiner Unterstützung über ihre Missbrauchsgeschichte. In strukturierten Berührungsübungen, zunächst ohne sexuelle Erregung und unter Ausschluss des Intimbereiches, geht es darum gemeinsam angenehme Körperbegegnungen zu erleben. Die Annäherung im Umgang mit Nacktheit erfolgt in kleinen sinnlichen Schritten. Ziel ist, dass jeder im Kontakt bei sich selbst bleibt und achtsam bestehende Bedürfnisse und Grenzen spürt. So entsteht im Körperkontakt ein Raum von gegenseitiger Sicherheit, Selbstfürsorge und Präsenz. Das Erleben jedes Einzelnen wird in der Paartherapie immer wieder reflektiert. Mit der Zeit entsteht zwischen beiden die Sicherheit, ich kann mich auf mich und ich kann mich auf den anderen verlassen, ich kann mir und ich kann dem anderen vertrauen .Im dazwischen arbeite ich sowohl mit Agathe und wie auch mit Josef in Einzelsitzungen spezifische sexuelle Entwicklungsthemen auf. Sie geniessen den gemeinsamen , sinnlichen Begegnungsraum. Die Tatsache miteinander dieses Thema zu stemmen, stärkt sie als Paar. Agathe bestimmt den Zeitpunkt, wann sie Josef in sich aufnehmen möchte.