Körperbild und sexuelle Lust
Waltraud hat an meinem Frauenkurs teilgenommen. Jetzt kommt sie in die Sexualberatung. “Ich mag meinen Körper nicht,“ lässt sie mich wissen.
Auf meine Frage was Waltraud an ihrem Körper gefällt, erzählt sie mir von ihren Schwangerschaftsstreifen, den unterschiedlich grossen Brüsten, den wohlgeformten Oberschenkeln und ihren inneren Scheidenlippen, die so gross sind, dass sie über die äusseren Scheidenlippen hinaus sichtbar sind.
Die Art wie sie sich bewegt, lässt erkennen, wie stark sie ihr Becken angespannt hält. Ihre Warmherzigkeit und Liebenswürdigkeit machen den Kontakt mit ihr leicht und angenehm. Waltraud ist auf der Suche nach ihrer sinnlich, lustvollen Lebendigkeit.
„Ich habe keine Lust mehr auf meinen Mann,“ lässt sie mich wissen. „Wenn er mich am Abend nach der Arbeit umarmen möchte, fange ich an auszuweichen. Ich möchte ihm keinen Anlass geben, irgendeine Geste von mir falsch zu verstehen.“
Ich ermutige sie, sich bei der Pflege ihres Körpers Zeit für das Wahrnehmen ihrer eigenen Berührungen zu nehmen. Ich leite sie in Atemübungen an, wie sie sich für ihre sinnliche Wahrnehmung öffnen kann. Ich unterstütze sie darin, ihren Beckenraum zu entdecken. Ziel der Übungen ist, Waltraud über das Spüren und die gemeinsame Reflektion darin zu ermutigen, sich in ihrem Körper zu Hause zu machen, ihn wie neu zu bewohnen und ihn selbstbestimmt so anzunehmen wie er ist. Durch das angenehme sich Wohlfühlen im eigenen Körper- und mit ihrem Geschlecht findet sie einen Weg zurück ins Geniessen ihrer ganz eigenen sinnlichen Erotik.