Mit Unterschieden im Paar umgehen
Tim und Lisa haben den Weg zu mir über das Internet gefunden. Sie sind ein langjähriges Paar. Nach einer Aussenbeziehung von Tim setzen sich die beiden mit ihrer Sexualität auseinander. Dafür wollen sie meine Unterstützung.
Mit beiden exploriere ich im Einzelgespräch die Geschichte ihrer Sexualität. Dem Paar gebe ich gezielte Körperübungen an die Hand, die sie zu Hause im geschützten Rahmen miteinander erforschen.
Lisa erlebt sich als ambivalent.“ Einerseits sehne ich mich danach von meinem Mann am ganzen Körper berührt zu werden. Das tut mir gut und entspannt mich. Manchmal spüre ich dabei jedoch meinen Ärger über das fremdgehen von Tim. Er hat dieser Frau das gegeben, was ich gerne von ihm bekommen hätte. Und ich frage ich mich, bin ich mit meinem reifen Körper überhaupt noch attraktiv für ihn“, sagt Lisa ärgerlich. „ Der Ärger den du spürst, halte ich auf dem Hintergrund deines Betrogen worden seins für einen gesunden Ärger. Da ist eine Grenzüberschreitung geschehen, die Dich tief verletzt hat. Und wir können nicht vom Tisch wischen, dass der Körper einer viel jüngeren Frau ein anderer Körper ist, als der einer reifen Frau. Bist Du bereit dich und deinen Körper in dieser anspruchsvollen Situation so anzunehmen und zu geniessen? . Manchmal begegnen wir Frauen, die einen runden, reifen Körper haben und sinnlich oder sexy wirken. Woran meinst Du liegt das?“ frage ich.
Lisa begleite ich darin ihre sexuelle Selbstsicherheit zu entwickeln.
„ Bist Du bereit, Dich auf diese Frau neu einzulassen und einen kreativen Genussraum miteinander zu gestalten, auch wenn du vielleicht sexuelle Anziehungskodes in dir spürst, die diese Frau vielleicht nicht mit dir leben will?“ frage ich Tim. Er schaut mich nachdenklich an. Den eigenen Partner erotisieren zu lernen ist ein spannendes Projekt. Dieser Lernprozess führt und nicht nur in angenehme Gefühle, sondern auch zu den Unterschieden im Paar. Das Paar hat sich auf den Weg gemacht damit umzugehen.
Sicherheit, Präsenz und Selbstfürsorge
Regina hat mich auf Empfehlung ihrer Trauma Therapeutin kennen gelernt.Nach Missbrauchserfahrungen in ihrer Kindheit und Konflikten in der Beziehung mit ihrem Mann erlebt sie sich in einer sehr ablehnenden Haltung gegenüber ihrem Geschlecht." Am liebsten würde ich es abschneiden! Im Moment habe ich eine völlige Ablehnung gegenüber meinem Geschlecht. Ich kann es gar nicht mehr anschauen, " sagt sie. Sie weiss nicht mehr wirklich, was sie will, steht wie neben sich selber. Sie sucht einen Weg. Dafür will sie meine Unterstützung. Ich exploriere mit Regina ihre aktuelle Situation.
" Mein Mann will immer wieder Sex mit mir. Er akzeptiert meine Grenzen nicht und sagt ich bin an allem Schuld. Ich soll nicht so blöd tun, dann geht es schon. Ich traue mich nicht mehr etwas zu sagen. Innerlich stelle ich total ab“, sagt sie verzweifelt. " Nimmst Du wahr, was du als grenzüberschreitend erlebst?" frage ich." Ja klar, Er berührt mich an meinem Geschlecht, er schläft mit mir, ob ich es will oder nicht!" sagt sie." Das geht so nicht Regina. Du brauchst Schutz für Dich, “ antworte ich. Mit Erlaubnis von Regina nehme ich Kontakt mit ihrer Trauma Therapeutin auf. Ihr Mann will keine Paartherapie. Die Situation ist verfahren. In einem ersten Schritt ist die Lösung so, dass das Paar sich räumlich trennt. Regina atmet auf. " Jetzt kann ich endlich wieder schlafen“, sagt sie erleichtert. Nachdem sie sich sicher fühlt, beginnt die Arbeit mit ihrer Selbstfürsorge und Präsenz in ihrer weiblichen Sinnlichkeit. Die Arbeit braucht Zeit. Regina macht sich in kleinen Schritten über das Spüren wieder Teile ihres Körpers zugänglich. Der Stress in ihrem Gesicht verändert sich." Ich weiss nicht wo das alles hinführt. Seit mein Mann nicht mehr da ist, geht es mir viel besser, “ meint sie.
Ein guter Grund miteinander zu schlafen
Leo hat mich über das Internet kennen gelernt. Nach einer intensiven Aussenbeziehung hat seine langjährige Frau ihn vor die Entscheidung gestellt, „entweder ich oder deine Geliebte“. Leo hat sich für seine Frau entschieden. In einem Einzelgespräch möchte er seine Sexualität als Mann angehen.
Im Geschlechtsverkehr mit seiner Frau, hat er immer mehr die Erektion verloren. Im Geschlechtsverkehr mit seiner Geliebten, einer ehemaligen Prostituierten war dies nicht der Fall. „ Sie hatte immer Lust, war immer feucht, war zu allem bereit, hat mich verbal angefeuert, Ihre sexuelle Erregung hat mich sehr erregt. „ Meine Frau erlebe ich als trocken, je nachdem wie ich sie berühre, tut ihr etwas weh oder es kommen negative Rückmeldungen. Das ist mühsam, “ sagt er.“ Was ist ein guter Grund für dich mit deiner Frau zu schlafen?“ frage ich ihn. „ Ich habe sie lieb und uns verbindet eine tiefe Bindung. Sexuell begehre ich sie nicht. Deshalb bin ich zu Dir gekommen, “ sagt Leo. „ Das heisst du möchtest deine Frau in ihrer reifen Weiblichkeit erotisieren lernen?“ frage ich. „ Eigentlich ja und ehrlich gesagt weiss ich noch nicht so recht wie das gehen kann“, sagt Leo. „ In der Selbstbefriedigung mit mir selbst, gelingt es mir mithilfe von pornografischen Bildern innerhalb von wenigen Minuten zu kommen. Aber auch das geht mit ihr zusammen nicht, weil sie eben keine Videos mit mir schauen will. Sie sagt sie will mit mir schlafen und nicht mit dem Video, „ antwortet Leo. Mit Leo und seiner Frau arbeite ich wechselseitig alleine und in gezielten Paarübungen. Sie realisieren ihre festgefahrenen Gewohnheitsmuster und eröffnen sich Alternativen. Leo realisiert, wie sich seine Wahrnehmung verändert, wenn er sein Spürbewusstsein erweitert. Alleine und miteinander nach beidseitigen Verwundungen neue Wege zu gehen lässt das Paar wieder eine Brücke zueinander bauen. Nicht nur die Zeit heilt alle Wunden!
Sich in die Schuhe des anderen hinein versetzen
Xavier und Kim haben mich über einen Vortrag kennen gelernt. Sie sind ein junges Paar in der Kleinkindphase. Im Moment braucht es nicht viel und sie geraten aneinander. „ Schon ein Blick ohne Worte reicht und ich würde am liebsten davon laufen, “ sagt Xavier.
“ Auch für unsere kleine Tochter ist das nicht einfach. Sie spürt so viel! Ich habe keine Geduld mehr. Ich werde rasch laut und ungeduldig mit Xavier“, sagt Kim.
Die beiden wollen meine Unterstützung, um aus diesem unguten Verstrickungen auszusteigen. Ich exploriere mit dem Paar die aktuelle Situation. Zwischen den beiden hat sich ein selektives, negatives Bild kultiviert. Aktuell nimmt Kim fast nur Xaviers Perfektionismus wahr. Schon auf den kleinsten negativen Unterton von Kim reagiert Xavier rasend. Darüber hinaus erhöhen die unterschiedlichen Haltungen in der Erziehung der Tochter das gegenseitige Unbehagen. Gegenseitige negative Projektionen verhindern eine wertschätzende Sicht auf den anderen. Andere positive Verhaltensweisen wie Verlässlichkeit, Fürsorge, das Sichern des Lebensunterhaltes für die Familie wird nicht mehr wahrgenommen.
Dieses Paar unterstütze ich zunächst in der Entwicklung eines milden, liebevollen Blickes auf sich selbst. Jeder beginnt den eigenen Anteil an der Verstrickung wahrzunehmen.
Eine gezielte Regulation von Nähe und Distanz im Paar beginnt. Jeder nimmt sich einen Abend für sich selbst. Mit der Zeit wird es wieder möglich, in die Schuhe des anderen zu schlüpfen, sich vorsichtig einander herantastend den Blick zu weiten und mitfühlende Nähe zu erleben.
Ich stelle mir ein Bein
Kurt kommt auf Anraten eines Kollegen. Er ist glücklich in seiner neuen Beziehung. Nachdem ich eine Zeitlang mit dem Paar gearbeitet habe, kommt er jetzt alleine. Ihn bewegen Themen, die er aus alten Beziehungen kennt. Er befürchtet sich selber ein Bein zu stellen. Dafür ist ihm jedoch die bestehende Beziehung zu wichtig. Er will Maria nicht verlieren. Dazu möchte er jetzt meine Unterstützung.
„ Nach der Sexualtherapie zusammen mit Maria bei Dir, leben wir eine liebevolle Sexualität. Immer öfters kann ich Maria penetrieren ohne meine Erektion zu verlieren und sie kann mich beim Geschlechtsverkehr aufnehmen, ohne dass es ihr weh tut. Wir geniessen beide das, was zwischen uns möglich ist“, sagt Kurt dankbar.
„Innerlich spüre ich jedoch, wie ich auf Maria misstrauisch reagiere. Manchmal denke ich, sie will nur mein Geld, obgleich ich in der Realität erlebe, wie sie auf Ausgleich bedacht ist. Ich geniesse auch ihre Fürsorge.“
Mit Kurt tauche ich tiefer in die Geschichte seiner Herkunftsfamilie ein. Kurt hat in seiner Kindheit Gewalt erlebt. Er kennt es von seinen Eltern für ihre Belange gebraucht worden zu sein. In ihm schlummert ein Damokles-Muster, nämlich wie lange geht das gut, bis der nächste Schlag kommt. Dieses Muster aktiviert er unbewusst in seiner Liebesbeziehung.“ Ja ich habe meine Eltern geliebt und sie haben mir sehr wehgetan, “ sagt er traurig. „Puh, es ist gut, wenn ich in meinem Alter damit aufhöre, dasselbe mit mir zu tun.“ Kurt lernt innere destruktive Persönlichkeitsanteile bewusst wahrzunehmen und sich diesen liebevoll zuzuwenden. Manchmal spricht er auch mit Maria darüber. Er ist erstaunt über ihr Verständnis. Die beiden lernen aus ihrer Lebenserfahrung und stellen miteinander neue Weichen.
Umgang mit Unterschieden
Elvira und Nathan sind ein junges Paar. Die beiden verhaken sich, als Folge davon möchte Elvira nicht mehr mit Nathan schlafen und Nathan ist immer frustrierter. „Zwischen uns entsteht eine kühle Distanz, ich habe immer weniger Lust mit Elvira gemeinsame Zeit zu verbringen, “ sagt Nathan. „ So will und kann ich mich für Nathan nicht öffnen, “ ist Elviras Antwort. „ Er macht mich rhetorisch mundtot, ich fühle mich übergangen.“
Mit Elvira und Nathan exploriere ich das aktuelle Beziehungsmuster mit dem Fokus auf Macht und Ohnmacht zwischen beiden.
„Was ermöglicht ihr Euch gegenseitig? Worin begrenzt ihr Euch? Und worin behindert Ihr Euch?“ frage ich das Paar. Dazu lege ich drei Zettel mit den Inhalten: Behinderungsmacht, Begrenzungsmacht und Ermöglichungsmacht auf den Boden und ermutige das Paar zu einer aktuellen Standortbestimmung.
„ Uns gegenseitig auf eine gute Art zu begrenzen, das machen wir kaum. Wir gehen eher faule Kompromisse ein, die im Nachhinein Unzufriedenheit schaffen, “ sagt Nathan. „Wir ermöglichen uns schöne Ausflüge in die Natur, Ferien und eine sehr schöne Wohnung, “ meint Elvira.“ Das schätze ich sehr.“
„Im Moment behindern wir uns gegenseitig in unserer Sexualität, “ meint Nathan.“ Und wir behindern uns gegenseitig verständnisvoll miteinander zu reden. Das geht gar nicht mehr. Mit Elvira und Nathan beginne ich an den Unterschieden im Paar zu arbeiten. Fokus ist, wie es den beiden gelingt achtsam zu kommunizieren, sich gegenseitig abzugrenzen und miteinander Kompromisse zu finden. Die beiden lernen lösungsorientiert mit ihren Unterschieden umzugehen. Das stärkt die Beziehung und ermöglicht Intimität miteinander zu erleben. Jetzt ist der Weg bereit die Unterschiede in der Sexualität anzugehen.
Sex und Liebe verbinden
Josef und Chantal sind ein langjähriges Paar. Chantal liebt Josef, Josef begehrt Chantal sexuell. „ Ich liebe Josef. Er flirtet mit anderen Frauen und begehrt andere Frauen. Das ist mir unangenehm, “ sagt Chantal. „ Was ich mit Chantal lebe ist mir zu eng. Sie will kaum Sex mit mir. Ich spüre eine grosse sexuelle Lust zu ihr. Ich komme mir ausgehungert vor. Sie will Sex exklusiv in unserer Beziehung und verweigert sich unserer Sexualität, “ lässt Josef mich frustriert wissen. Mit Josef und Chantal exploriere ich wechselseitig alleine und im Paar die Geschichte ihrer Liebe und Sexualität.
Sie erhalten für zu Hause Forschungsaufgaben, die sie einerseits verbal und andererseits ohne Worte ausführen. Sie setzen sich mit Wahrnehmungsübungen auseinander wie, was ist Liebe und wo im Körper spüre ich sie? Was ist Erotik und Sexualität und wo im Körper spüre ich sexuelle Erregung? Gleichzeitig begleite ich das Paar in einem Berührungstraining. In der Stunde erhalten sie Anleitungen und führen diese zu Hause in ihren intimen Räumen durch. Zunächst ohne sexuelle Stimulation, später unter Einbezug spezifischer erotischer Übungen. Jeder nimmt wahr, was im gemeinsamen Erleben gut tut. Ein neues Kapitel ihrer Beziehung beginnt. Chantal spürt, was sie in der Berührungsbegegnung mit Josef als angenehm erlebt. Ihr wird bewusst, ob eher ihr Bedürfnis nach Liebe oder nach sexuellem Begehren dahinter steht. Auch Josef versteht besser seine sexuelle Lust und in welchem Bedürfnis er sich und wo sich seine Partnerin befindet. „Es tut gut zu spüren was ich will und dann mit dem anderen darüber zu verhandeln, ohne Worte oder mit Worten, das macht Spass“, sagt Chantal lächelnd. „ Ich mag es Chantal erregt zu erleben und wie sie damit Freude hat. Es tut gut, dass wir uns neu aufeinander einschwingen. Ehrlich gesagt, mir tut es besser miteinander neues zu entdecken als fremd zu gehen. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass wir miteinander unsere Sexualität geniessen könnten. Ich liebe und ich begehre diese Frau, “ meint Josef berührt.
Die Balance zwischen Nähe und Distanz finden
Erika und Max haben den Weg zu mir über einen Kurs gefunden. Als langjähriges Familien- und Unternehmerpaar sind sie im Betrieb und als Elternpaar ein wunderbar funktionierendes Team. Privat und in ihrer Sexualität gibt es eingefahrene Beziehungsmuster. Die Balance zwischen Nähe und Distanz zu halten erleben beide als Herausforderung. Sie kommen zeitweise als Paar und zeitweise wechselseitig alleine in grösseren Abständen zum Auftanken in die Paar- und Sexualberatung.
Die beiden sind sich gegenseitig im Alltag ein sicherer Anker. Sie greifen sich unter die Arme und arbeiten Hand in Hand. „Im Moment ist mir alles zu viel. Ich schaffe knapp die ganze Arbeitsorganisation, auf Sexualität habe ich keine Lust mehr, “ sagt Erika. „ Erika ist mir im Leben eine wichtige Stütze. Jeder von uns beiden arbeitet in seinem Bereich autonom und effizient. Wir haben uns für getrennte Schlafzimmer entschieden. Jetzt will sich Erika eine eigene Wohnung nehmen. Das ist mir zu viel, “ sagt Max frustriert.
Die beiden erhalten als Forschungsaufgabe im Alltag klar mit ihren Grenzen zu sein, sowie eine Struktur für Erholungsinseln mit sich selbst, wie auch als Paar zu schaffen.
Auf verbaler Ebene erhalten sie die Worte: Ja, nein, mehr, Pause, auf Wiedersehen. Ziel ist jeden in seiner Selbstwahrnehmung zu ermutigen gegenseitige „ Mach’s recht“ und „Beeil Dich“ Muster bewusst wahrzunehmen und sich zu erlauben Alternativen zu erforschen. Auch auf der Körperebene erhält das Paar gezielt Wahrnehmungsaufgaben, bei denen es darum geht ohne Worte mit Berührungen zu spielen und Ja, nein, mehr, Pause und auf Wiedersehen mit dem Körper auszudrücken. Das Paar lässt sich auf die Übung ein und ist erstaunt wie schwer es beiden fällt bei sich selber zu bleiben. „ Es gibt so viele gute Gründe im alten Fahrwasser zu blieben, “ meint Max.“ Die Übung ist klasse. Sie führt jeden zu sich selbst. Mit einer Brise Humor macht das sogar Spass, “ sagt Erika lächelnd.
Intimität erleben
Edith und Tim haben mich über ein Zeitungsinterview kennen gelernt.
Sie sind ein langjähriges Paar und gerade frischgebackene glückliche Grosseltern geworden. Unterschiedliche Bedürfnisse und unausgetragene Konflikte rund um ihre Sexualität haben mit zu einer Aussenbeziehung von Tim geführt. Das Paar hatte sich nach einigem Ringen entschieden zusammen zu bleiben und die Aussenbeziehung aufzuarbeiten.
Durch das Einüben von neuem Verhalten in heiklen Alltagssituationen gelingt es Ihnen immer besser die Polarisierung zwischen dem Verletzt worden sein als Betrogene und dem Verletzter als Vertrauensbrecher aufzufangen. Die beiden lernen Trigger Situationen durch Absprachen besser aufzufangen und bringen die heiklen Fragen und Themen in die Paartherapie. In der Sexualtherapie reflektiere ich mit dem Paar die spezifischen Berührungsübungen, die sie jeweils als Forschungsübungen aus der Stunde mitnehmen und zu Hause in ihrer Intimsphäre ohne Kleider umsetzen.
„Es tut mir gut Tim nach so langer Zeit wieder zu spüren. Ich geniesse seine Hände an meinem ganzen Körper. Ich mag es, wenn er mich anschaut, “ sagt Edith. „Manchmal sind mir Ediths Hände zu kalt und ihre Berührungen zu schnell. Es fühlt sich ungewohnt an ihre Hände wieder auf mir zu spüren. Ich brauche Zeit ihre Berührungen zu zulassen, “ sagt Tim. Die beiden bleiben sich nichts schuldig. Im geschützten Rahmen der Sexualtherapie hat die Auseinandersetzung über lange nicht ausgesprochenes, sowie das Verhandeln über Feinheiten in der Körperbegegnung begonnen.
So werden von beiden gepflegte Gewohnheitsvermeidungsstrategien über das konkrete Erleben und deren Reflexion sichtbar, ebenso wie Unsicherheiten und der Wunsch erneute Verletzungen zu vermeiden. Die Erlaubnis sich gegenseitig zuzumuten schafft Erleichterung.“ Mir fällt es leichter mich mit ausgesprochenem auseinander zu setzen, als mit einem abwesenden Partner, “ sagt Edith. „ Ich liebe meine Frau. Die Körperübungen helfen mir, langsam wieder auf sie zu zugehen,“ meint Tim. Die beiden schaffen eine neue Vertrauensbasis miteinander.
Eine Schutzmauer errichten
Winfried und Carola haben den Weg zu mir über einen Vortrag gefunden. Sie sind ein langjähriges Paar. Oft gelingt es den beiden nicht ihre Sexualität miteinander zu leben. „ Ich komme nicht an Winfried heran. Er baut eine Schutzmauer um sich herum auf. Ich habe den Eindruck, das was er nicht hören will, dringt nicht zu ihm durch. Getroffene Abmachungen untergräbt er. Und das schlimme ist, wenn er dann sexuell unter Druck gerät, schiebt er die Schuld dafür, dass wir keinen Sex miteinander leben zu mir. Ich habe so genug davon,“ sagt Carola. Mit dem Paar arbeite ich wechselseitig in individuellen Einzelstunden und als Paar.
Auch Carola kennt frühe Verletzungen aus ihrer Herkunftsgeschichte. Immer wieder war sie für ihre Mutter da, musste eigene Bedürfnisse zurück stellen und hatte gefühlt nur dann eine Existenzberechtigung, wenn die Bedürfnisse der anderen erfüllt waren.
Carola unterstütze ich darin, sich ihrer eigenen frühen Verwundungen bewusst zu werden, mit Anteilen ihres inneren Kindes in Kontakt zu kommen, zu verstehen was es damals gebraucht hätte und Mitgefühl für diesen Persönlichkeitsanteil zu entwickeln. Je bewusster ihr ihre eigenen verletzlichen Punkte werden, umso besser kann die Trennung des heutigen erwachsenen Ich Anteiles vom früheren kindlich bedürftigen Anteil geschehen. Ich ermutige Carola darin ihre aktuellen Bedürfnisse wahrzunehmen und sich ohne schlechtes Gewissen gegenüber ihrem Partner abzugrenzen. Eine ähnliche Arbeit, die Winfried und das Errichten seiner Schutzmauer angeht, mache ich mit ihm. Zeitweise geschieht diese Arbeit in den Paarstunden im Beisein des anderen. Indem der Partner als Zeuge die innere Not des anderen erlebt, können ein tieferes Verstehen und gegenseitiges Mitgefühl entstehen. Ziel ist im Paar die wechselseitige Kommunikation und Interaktion auch als Selbstfürsorge beider Partner zu optimieren. Carola lernt den Emotionskreis von Wut, Trauer und Ohnmacht früher wahrzunehmen, ihren eigenen Anteil selbst zu versorgen und ihrem Partner seinen Anteil zuzumuten. Wilfried versteht immer besser, was er selber für seine Einsamkeit und Frustration hinter beiträgt. Auch er macht sich auf den Weg die Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen.
Den Weg in die Intimität bereiten
Franz und Elke haben mich über die Teilnahme an Paar Kursen kennen gelernt. Sie sind ein langjähriges Paar. In den letzten Jahren haben sich rund um das Thema Sexualität ungute Beziehungsmuster eingeschlichen. Ziel der beiden ist wieder miteinander sexuelle Intimität zu leben.
„Ich erlebe mich in einem Dilemma. Haben wir Zeiten für gemeinsame Sexualität vereinbart, so finden die nicht statt. Franz stellt mich als Prinzipienreiterin dar und untergräbt in meinen Augen die Abmachung. Er will spontanen Sex. Bin ich gerade emotional nicht offen, weil es eine Auseinandersetzung zwischen uns gab, dann bin in seinen Augen wieder ich die Ursache allen Übels! Und das verrückte ist ja, dass wir es ja beide schön in unserer Sexualität miteinander haben wollen, “ sagt Elke.
„Immer kommt Elke mit irgendwelchen alten Sachen. Dann wird sie ärgerlich, ihre Stimme wird laut, sie schreit mich an! Das einzige was ich dann tun kann ist weggehen. Das halte ich echt nicht aus, “ sagt Franz.
Elke und Franz lade ich ein einen Perspektivenwechsel vorzunehmen. Jeden der beiden ermutige ich, bei sich selbst anzukommen und die eignen Wahrheit zu erforschen. Beiden biete ich an, sich für das eigene emotionale Erleben, sowie sich für das Erleben des anderen zu interessieren. Fokus ist nicht wer hier recht hat, sondern liebevoll annehmend zu erspüren was gerade ist. Im geschützten Rahmen der Paartherapie werden die Unterschiede transparent gemacht und verstanden, was das bei sich selbst und beim anderen auslöst. Das Erforschen der eigenen Emotionen, sowie deren Regulation liegen in der Verantwortung jedes einzelnen. „ Das ist interessant. Wenn ich weniger auf die Inhalte achte und mehr darauf, wie es mir gerade geht oder auch wie es Elke geht und aufhöre das Ganze in meinen alten Gewohnheiten zu bewerten, werde ich ruhiger und bin mehr bei mir, “ sagt Franz. „ Es tut mir gut einfach nur wahrgenommen und angenommen zu werden, mit dem was gerade ist. Ich erwarte ja gar nicht, dass Franz mir zustimmt, “ sagt Elke unter Tränen. Das Üben im geschützten Rahmen der Paartherapie ermöglicht sich selber und den anderen besser zu verstehen und die Verhakungen als gemeinsame Entwicklungschance zu nutzen.
Miteinander verhandeln - ohne faule Kompromisse
Manuela und Samuel haben über einen Vortrag den Weg zu mir gefunden.
Nach der Trennung aus vorherigen Beziehungen suchen die beiden einen Weg miteinander. Aktuell haben sich Vorwurfsspiralen als Beziehungsmuster eingeschlichen.
„Samuel macht sein Ding. Er arbeitet weniger als ich, wenn sich zeitlich
Gerade ein Treffen aus geht, geschieht es. Ansonsten halt nicht. Ich merke das ist mir zu wenig, “ sagt Manuela frustriert.
„Manuela arbeitet oft. Sie hat keine Zeit. Dann ist es halt so, “ meint Samuel.
Bei beiden hat sich ein gegenseitiger Ärger aufgebaut, der im Hintergrund schwelt und wenn überhaupt anhand von Vorwurfsspiralen ausgedrückt wird. In der Paartherapie werden spürbar, beide wollen ihren Unmut loswerden. Dieser bindet die Energie. Aktuell ist es beiden nicht möglich Kritik angriffsfrei zu formulieren und miteinander Kompromisse auszuhandeln. Im geschützten Rahmen der Paartherapie geht es in einem ersten Schritt darum, die Wünsche jedes einzelnen, die hinter den Vorwürfen stehen klar zu benennen. „ Was ist Dein Hauptvorwurf an Samuel?“ frage ich Manuela.“ Er bezieht sich nicht auf mich. Mein zeitlicher Rahmen ist aufgrund meines Arbeitsplanes sehr eng. Anstatt mit mir längerfristig Zeitfenster zu planen, macht er seinen Sport, trifft sich mit seinen Freunden und wenn sich gerade irgendetwas ausgeht sehen wir uns. Das ist mir zu wenig, “ sagt sie. „ Woran würdest Du merken, dass er deinem Wunsch nachgeht?“ frage ich. „ Ich bräuchte einen Tag pro Woche und ein Wochenende im Monat, welches er mit mir verbringt, “ sagt sie.
„Wenn Du Manuelas Wunsch hörst, gibt es etwas was Du ihr verlässlich in Aussicht stellen möchtest?“ frage ich Manuel. „Ich möchte keine faulen Kompromisse. Ich bin bereit mit ihr zusammen zu sitzen und ihren Wunsch in den nächsten 3 Monaten auszuprobieren, “ stimmt Manuel ein. Ziel ist die gegenseitige Unterschiedlichkeit anzuerkennen, Wünsche miteinander zu verhandeln und sich ohne faule Kompromisse entgegen zu kommen.
Sexuelle Selbstsicherheit entwickeln
Elisabeth kommt auf Anraten einer Freundin. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann, ihren und seinen Kindern in einer Patchworkfamilie.
Die beiden schauen gerne Pornografie, manchmal zusammen, manchmal jeder für sich.
„Ich bin auf der Suche nach meiner Sexualität. Das was ich lebe fühlt sich eng und lustlos an. In der letzten Zeit habe ich mir Sextoys gekauft, einen Satisfyer, einen Womanizer. Ich kann rasch zum Orgasmus kommen. Irgendetwas fehlt mir. Ich fühle mich lustlos und ohne Freude,“ sagt Elisabeth.
Mit Elisabeth exploriere ich die Geschichte ihrer Sexualität. Sie kennt es durch eine klitorale Stimulation mit mechanischer Reibung verbunden mit einem intensiven Druck rasch genital entladen zu können.
Sie entdeckt, wie sie sexuelle Erregung über in der Sexualtherapie angeleitete Körperübungen, die sie zu Hause erforscht, über ihre Klitoris und die Stimulation ihrer Brustwarzen wahrzunehmen und im ganzen Körper mit Freude fliessen zu lassen. Sie erlebt wie es sich anfühlt leidenschaftlich mit dem Körper zu zeigen, was ihr Freude bereitet. Sie beginnt auch Lust daran zu erleben ihren Mann zu Positionen und Berührungsarten zu verführen, die sie erregen. So entdeckt sie neue Schritte, sich in ihrer Sexualität wohl und frei zu fühlen. „Mir im Alltag den Zugang zu meiner sexuellen Lust zu erschliessen ist nach oben hin offen. Das eröffnet mir mehr Lebenskraft und beflügelt mich,“ sagt sie lächelnd.
Sich aufeinander einschwingen
Christa und Rudolf haben den Weg zu mir über das Internet gefunden. Sie sind
ein junges Paar und leben seit 3 Jahren zusammen. Sie wollen miteinander
eine Familie gründen. Christa erlebt Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, wenn Rudolf sie penetriert und Rudolf erlebt Spannungsschmerzen in den Hoden, wenn er Christa nicht penetrieren und entladen kann. Das Paar sucht Wege, um aus diesem Teufelskreis auszusteigen, dafür wollen
sie meine Unterstützung.
Ich exploriere mit jedem einzeln die Geschichte seiner Sexualität und
arbeite dann im Paar weiter. Über gezielte Körperübungen lernen beide zu
verstehen, wie sie ihren Körper in ihrer Sexualität einsetzen. Beide lernen
anhand von Spürübungen ihren Beckenboden kennen. Sie erfahren wie eine erhöhte Spannung des Beckenbodens den sexuellen Genuss reduziert und zu Schmerzen auf beiden Seiten beiträgt.
Rudolf versteht, wie seine Angst vor dem Spannungsschmerz in seinen Hoden
und seine Bewältigungsstrategie Christa rasch und mit einer intensiven mechanischen Reibung zu penetrieren, nicht zur sexuellen Erregung
von Christa beiträgt.
Er lernt seinen Beckenboden anders wahrzunehmen und sexuelle Erregung durch den Körper fliessen zu lassen. In der Sexualtherapie gebe ich dem Paar sinnliche Körperübungen an die Hand, die keine Penetration beinhalten. Rudolph reguliert seine Spannung, indem er sich gezielt vor oder nach den Übungen mit Christa selbst befriedigt. Christa lernt auf ihren Rhythmus zu achten und den Geschlechtsverkehr aktiver mit zu gestalten. Sie lernt in Einzelübungen zu Hause besser ihren Beckenboden kennen, sowie ihr Äusseres und inneres Geschlecht zu spüren.
Die beiden sind auf dem Weg, sich aufeinander einzuschwingen. „Sich zu lieben heisst nicht automatisch eine befriedigende Sexualität miteinander zu leben. Es tut gut zu spüren, dass dies in kleinen Schritten lernbar ist, “ meint Christa erleichtert.
Funkstille
Martha hat mich über die Teilnahme an einem Kurs kennen gelernt. Mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern lebt sie in einer langjährigen Beziehung. Ich habe begonnen unsere Sexualität zu verweigern und zu schweigen.. Mein Mann macht sein Ding. Seit Corona habe ich ihn gefühlt verloren. Ich fühle mich mit den Kindern alleine gelassen und im Gespräch von ihm überrollt,“ sagt sie frustriert. Martha möchte eine Standortbestimmung. Die aktuelle Situation erlebt sie als unerträglich. „ Edwin ist nicht bereit für eine Paarberatung. Ich will etwas tun, dass es mir besser geht,“ meint sie.
In einem ersten Schritt ermutige ich Martha sich konsequent für ihre emotionale Befindlichkeit zu interessieren. „ Wie fühlt es sich an, wenn Du Schweigst?“ frage ich sie. „ Das fühlt sich nicht gut an. Ich bin ärgerlich, ich weiche seinen Konfrontationen aus. Gleichzeitig will ich ihn nicht verletzen, “ antwortet sie betroffen.
Bei Martha ist eine starke Betroffenheit und ihre Veränderungsmotivation spürbar. Im Grunde sucht sie einen gemeinsamen Nenner mit Edwin. In kontinuierlichen Reflektionen und Ermutigungen gewinnt sie Klarheit. Sie versteht wie ihr derzeit sympatikon erregtes Nervensystem in den Beziehungsmustern mit Edwin sich auf Flucht als Lösungsstrategie eingestellt hat. Sie erlebt, wie in verunsicherten inneren Kind Anteile durch Verstanden werden, Mitgefühl und Spiegelung erwachsene Anteile aktiviert werden und sich wieder eine emotionale Grundsicherung in ihr entsteht.
Martha ist bereit die aktuelle Situation als Entwicklungschance zu nutzen und das Gespräch mit ihrem Mann zu suchen. Darauf bereitet sie sich in Ruhe vor.