Bin ich schwul-oder was bin ich?
Sven wird von seinen Eltern zu mir geschickt.“ Machen Sie diesen Jungen wieder normal, “sagte mir seine Mutter am Telefon.
Sven ist ein neugieriger 17 Jahre alter junger Mann auf der Suche nach seiner Geschlechtsidentität. Zurzeit ist er viel im Internet unterwegs, er sucht Kontakte mit jungen Männern, gleichzeitig sucht er auch Kontakte mit jungen Frauen. Als er zum ersten Mal kommt, sitzt er vor mir und es ist spürbar, dass er ein schlechtes Gewissen hat und sich schämt.
Anhand verschiedener Fragen exploriere ich mit Sven die Geschichte seiner Sexualität, z.B.:“ Was ist das, was Dich erregt? Welche Erfahrungen machst Du dabei? Wie fühlt sich das in Deinem Körper an? Was ist stimmig für Dich? Wie schützt Du Dich vor sexuell übertragbaren Krankheiten?“
Ich spüre bei Sven einen inneren Konflikt. Einerseits will er dazu gehören und andererseits will er aus gewohnten Schubladen ausbrechen. In seinem Prozess der Selbstfindung geht es für ihn darum, die Erlaubnis zu bekommen experimentieren zu dürfen, anstatt sich schuldig zu fühlen.
Manchmal braucht es dabei eine kritische Reflektion seines Verhaltens, manchmal braucht es eine erlaubnisgebende, fachlich fundierte, bodenständige Haltung gegenüber seinem Forschergeist.
Auch seine Eltern, die unabhängig von Sven kommen, werden sich ihrer Ängste, Unsicherheiten, Vorurteile und der liebevollen Vorsorge zu ihrem Sohn bewusst. Auch Ihnen gelingt es, in einem Prozess von kritischer Akzeptanz sich mit ihrem Sohn anders auseinanderzusetzen.