Krankheit und Sexualität
Anita und Emanuel haben den Weg zu mir auf Empfehlung eines Kollegen gefunden. Sie sind ein kinderloses Ehepaar. Die Lebenssituation der beiden hat sich durch Anitas MS Krankheit geändert. Das Anliegen des Paares ist es, das erotisch sinnliche Spiel miteinander zu beleben. Mit dem Paar exploriere ich die aktuelle Lebenssituation. Bedingt durch die Krankheit benötigt Anita Pflege. Emanuel, der von seinem Beruf her aus der Pflege kommt, unterstützt seine Frau so gut er kann. Anita ist sein ein- und alles. Er wäscht und pflegt sie im Intimbereich. Die beiden verbindet eine tiefe emotionale fürsorgliche Beziehung. Anita wertschätzt Emanuels Fürsorge. Emanuel erlebt sich in einer Doppelrolle. Einerseits pflegt er Anita, andererseits ist er sozusagen ihr Geliebter. Auch Anita fühlt sich unter Druck. Sie spürt, wie wichtig es Emanuel ist, dass sie einen Orgasmus erlebt. Über gezielte Körperübungen und die Reflektion dieser Übungen finden beide Zugang zu einem sinnlich erotischen Spiel. Ist der pflegerische Teil beendet, so beleben die beiden den Raum mit angenehmen Düften und einer wohltuenden Musik. Sie lässt sich spüren, welche seiner sinnlichen Berührungen geniesst. Die beiden erforschen, welche Stellungen für Anita angenehm sind, in denen sie weniger krankheitsbedingte Spasmen erlebt. Aktuell haben beide entschieden auf Geschlechtsverkehr zu verzichten, dennoch geniessen beide, wenn Emanuel seine Frau mit dem Finger penetriert. Sie hat Freude daran Emanuel mit ihren Händen zu stimulieren und zu erleben, wie er sich dabei erregt, bis er kommt. Ich rege die beiden an, sich über ihre erotischen Fantasien auszutauschen und sich ein erotisch, sinnliches Buch anzuschauen, was beiden Impulse für das gemeinsame Spiel gibt. Das Paar entwickelt neu sein erotisches Spiel, entsprechend den gegebenen Umständen. Das neugierige sinnliche miteinander forschen verbunden mit ihrer liebevollen Intimität stärkt ihre Beziehungsqualität.