Das Wesen der Intimität
Irma kommt auf Anraten einer Freundin zu mir. Aktuell lebt sie als Single Frau. Als engagierte Berufsfrau hat ihre Arbeit einen hohen Stellenwert. Daneben spürt sie ihr Bedürfnis sich wieder auf eine Beziehung einzulassen. Sie kommt in die Sexualtherapie, um eine Standortbestimmung zu machen und nächste Schritte anzugehen.
„Wenn Du in Kontakt mit Dir selbst bist, was ist das wichtigste Bedürfnis?“ frage ich. „ Meine Arbeit hat für mich die höchste Priorität. Einerseits verdiene ich mein Geld damit und andererseits schlägt mein Herzblut, bei dem was ich mache. In der letzten Zeit, vielleicht auch durch Corona bedingt spüre ich meine Sehnsucht nach einem Mann an meiner Seite. Das Bedürfnis wieder mit einem Mann an meiner Seite zu leben, fühlt sich für mich genauso existentiell an wie meine Arbeit.
Ich exploriere mit Irma die Geschichte ihrer Beziehungen. „Wie förderst Du Intimität und wie behinderst Du Intimität in deinen aktuellen Beziehungen?“ frage ich. „ Manchmal denke ich, ich bin nicht gut genug. Bezogen auf eine Beziehung heisst das, das was ich zu geben habe reicht nicht aus.“ antwortet sie.“ So wie du mir deine letzte Beziehung schilderst, war dein Partner für dich nicht gut genug. Weder auf Herzensebene hast Du dich gesehen und verstanden gefühlt, noch bist Du in der Sexualität auf deine Kosten gekommen.“ „ Ja das stimmt“, antwortet Irma erstaunt. „ Das war auch ein Thema in meiner Familie. Die Decke war einfach zu kurz. Es hat nie gereicht.“ „ Jede Beziehung ist Arbeit und bietet Entwicklungschancen. Wir haben die Chance die schönen Momente zu schätzen und zu pflegen und die Dynamiken, die wir aus unserer Geschichte heraus in den Beziehungsmustern selber mit in Szene setzen zu verstehen und auf zu arbeiten.“ Mit Irma arbeite ich daran ihre verletzte alte Seite von zu kurz gekommen sein auf. Sie lernt im Bild gesprochen einer kühlen Farbe, die mit Beurteilen, Distanz und Abwertung arbeitet, eine warme Herzensqualität an die Seite zu geben. Aus dieser Haltung heraus entdeckt sie, erst einmal sich selber aus einem empathischen Herzensmodus heraus zu begegnen.