Aufhören das Eigene zu übergehen
Christine kommt auf Anraten eines Kollegen. „Nach meiner letzten Beziehung habe ich längere Zeit alleine gelebt. In meiner neuen Beziehung schaffe ich es, genauso wie in meiner Ehe, in der Sexualität gut für meinen Partner zu sorgen. Ich schlafe mit ihm, er fühlt sich wohl mit mir und er kommt in mir. Ich selber gehe leer dabei aus. Ich erlebe keinen Orgasmus. Die Art wie er mich berührt, reicht mir nicht, um sexuelle Erregung aufbauen und im Orgasmus entladen zu können, “ sagt Christine traurig.
Mit Christine exploriere ich die Geschichte ihrer Sexualität. Ihre Mutter litt unter einer Depression, sie war zwar körperlich präsent, jedoch nicht wirklich in der Lage emotional auf Christine einzugehen. Christine war eher zur Regulierung ihrer Bedürfnisse da. Schon früh hat sie gelernt, sich zurück zu nehmen und die Bedürfnisse ihrer Mutter zu erfüllen. Dafür erhielt sie Anerkennung.
Auch in ihrer Sexualität ist sie da, spürt was der Partner ihr gibt und schweigt. Sie lässt geschehen, was geschieht, zieht sich innerlich zurück und spürt eine tiefe Traurigkeit.
„Innerlich erstarre ich. Es ist als ob ich zuschaue, verstehe was geschieht, jedoch nichts tun kann, “ sagt Christine traurig.
Ich lade Christine ein neben der spiegelnden Reflektion ihrer Gefühle in Körperwahrnehmungsübungen zu gehen. Es gelingt ihr, sich einen kleinen Moment in die Erstarrung ein zu spüren. Sie sucht einen Weg heraus. In kleinen inneren Bewegungen, zunächst über die Atmung und dann im Aussen verlässt sie die Erstarrung. Erst mit sich alleine, später im Kontakt mit ihrem Partner.
„Es ist als ob sich in mir ein Regler umstellt. Meine Traurigkeit wird zu einem Ärger über mich und der Ärger hilft mir aktiv zu werden. Es tut mir gut meine Gefühle hier besser zu verstehen. Ich schaffe es langsam mein Schneckenhaus zu verlassen. Im Grunde weiss ich in meiner Sexualität was ich will, “ sagt sie erstaunt.