Abschiedsprozess gestalten
Käthi kommt auf Anraten einer Freundin.
Mein Partner ist überraschend gestorben. Ich bin mehr wütend als traurig. Dieses Gefühl kommt immer wieder. Meine Sexualität ist wie Tod. Ich weiss nicht mehr wie weiter, “ sagt Käthi aufgewühlt. „Nach seinem Tod habe ich erfahren, dass er mich permanent betrogen hat, dass er regelmässig bei Prostituierten war! Alle wussten das! Nur ich nicht! Ich habe mich um die Kinder und den Haushalt gekümmert. Ich schäme mich und es hat mich hart getroffen“, sagt Käthi verärgert.
„ Sieht so aus, dass dein Mann in einer Eva- Maria Spaltung lebte. Zu Hause die Frau, die er verehrte, mit den Sexarbeiterinnen bezahlten Sex und kalte Leidenschaft.“ „ Ja er wusste, dass ich gehen würde, wenn er fremdgeht! Er hat mich betrogen und es optimal vertuscht!“
„Bist du bereit ihm und dir zu verzeihen? Bist du bereit hier in der Stunde ihm im Rahmen einer Stuhlarbeit deinen ganzen Ärger mitzuteilen und zu schauen was sich im Prozess entwickelt, so dass du deinen Frieden finden kannst. In einem nächsten Schritt geht es darum deine Sexualität wieder zurück zu erobern.“
Ich bitte Käthi sich in Ruhe Zeit zu nehmen und das was sie verletzt hat, anhand von Bildern oder geschrieben auf Kärtchen aufzulisten und diese mitzubringen.
Käthi versteht, dass es an ihr ist, sich zu entscheiden, die Gefühle die kommen zu sich zu nehmen, das was sie verletzt hat auszudrücken, anzuerkennen und aufzuarbeiten. Manches braucht eine vertiefte Reflexion. Immer mehr Themen werden sichtbar. Sie nimmt sich Zeit in der Verarbeitung. Es gelingt ihr die Position des Opfers zu verlassen.
"Puh, das hat mich so viel Kraft gekostet. Es tut gut wieder die Faust aus der Tasche nehmen zu können, “ sagt sie nachdenklich.