Abhängigkeit oder Autonomie?
Sonja kommt auf Anraten eines Kollegen zu mir in die Sexualberatung. „Nach der Trennung von meinem Partner merke ich, dass ich in alten Beziehungsmustern feststecke. Das hindert mich daran mich wirklich auf eine neue Beziehung einlassen zu können, “ sagt Sonja nachdenklich.
Ich exploriere mit Sonja ihre Beziehungsgeschichte.
„In meiner alten Beziehung habe ich mich von meinem Partner abhängig gefühlt. Oft habe ich meine Wünsche und Bedürfnisse hinten angestellt. Er hat sein Ding gemacht. Zeitweise war ich so frustriert, dass ich ihn mit Vorwürfen und Abwertungen angegriffen habe. Ich habe mich so übergangen und verletzt gefühlt. Mein Herz hat immer mehr zu gemacht, auch wenn ich oft mit ihm geschlafen habe, “ sagt Sonja traurig.
„ Der andere hat dann Macht über Dich, wenn Du sie ihm gibst. Anstatt dich für deine Belange einzusetzen oder eine Pause zu machen und loszulassen, wenn keine zur gegenseitigen Zufriedenheit dienenden Commitments möglich sind, scheinst du dich lange Zeit in einem Angriffs- Vorwurfskampf verzehrt zu haben.
Lernschritte könnten sein, dich besser für Deine Belange zu wehren und nach neuen Möglichkeiten zu suchen, anstatt gegen den anderen anzugehen und so im Ohnmachtsmuster stecken zu bleiben. Die alte Überlebensstrategie Dich herunter zu kühlen und dein Herz zu verschliessen, um dich selber zu schützen, wendet sich letztlich gegen dich, “ spiegele ich Sonja Aspekte ihres Anteiles am Abhängigkeitsmuster.
Sonja lässt sich darauf ein, in kleinen Schritten immer mehr ihrem Spüren und Fühlen zu vertrauen. Anstatt Frustrationen anzusammeln und aus ihrer Not heraus wie ein Pulverfass zu explodieren, bleibt sie bei sich und traut sich in neuen Kommunikationsstilen ihr Erleben und ihr Bedürfnis mitzuteilen. „Es tut mir gut in meinen täglichen Beziehungen damit zu üben. Ich merke, wie schwer ich mir damit tue. Auf die alte Schiene zu gehen, ist mir vertrauter. Und wenn es mir gelingt fühlt sich das leicht und friedlich an, “ sagt sie erstaunt.