Autonomie und Bindung
Renata kommt auf Empfehlung einer Freundin. „Ich schlage die Männer in die Flucht. In mir gibt es einen tiefen Wunsch in einer Partnerschaft zu leben. Geht es um Kontakte mit Männern zu denen ich keinen Partnerschaftswunsch habe, dann ist alles einfach für mich. Geht es um Männer, von denen ich mir mehr erträume, dann stelle ich mir selber ein Bein, “ meint Renata traurig und zugleich lächelnd.
Ich exploriere mit ihr die aktuelle Situation. Dann, wenn Renata einen Bindungswunsch zu einem Mann spürt setzt sie ein bestimmtes Verhaltensmuster in Szene. Zunächst verhält sie sich verführerisch. Hat der Mann angebissen und geht er achtsam mit Nähe und Distanz um, d.h. erfüllt er nicht alle ihre Wünsche, verhält sich Renata picksig. Sie wird unterschwellig provokativ und verletzend, trifft oft ins Schwarze, jedoch so, dass ihr gegenüber ihre Bemerkungen nur schwer oder gar nicht nehmen kann und sich oft verletzt zurück zieht. Mit Renata arbeite ich an ihrer inneren Bewusstheit. Was ist für sie die treibende Kraft provokativ zu werden? Steht dahinter ein aggressiver Teil, der frustriert ist und die eigene Verletzlichkeit abwehrt, indem dieser Anteil in Angriff oder Abwertung des gegenüber geht? Oder steht dahinter ein freier Kind-Anteil, wenn sie sich aus diesem heraus provokativ äussert ihre Bemerkungen zu Lebendigkeit, Freiheit und humorvollem Karikieren beitragen?
Wann schadet sie ihrem eigenen Bedürfnis, mit ihren Bemerkungen, also wo benötigt sie eine fürsorglich, schützenden inneren Anteil und wann tragen die Bemerkungen zu einem emotionalen Kontakt bei?
Renata macht sich auf ihren Weg, übernimmt Verantwortung für ihr Verhalten und versteht den Umgang mit verschiedenen inneren Persönlichkeitsanteilen. „ Es macht mehr Spass selber achtsam im Kontakt zu steuern, als die Menschen, die mich interessieren immer wieder in die Flucht zu schlagen, sagt sie nachdenklich und lässt sich auf das Üben im Alltag ein.