Den Wetterbericht besser verstehen
Karin und Günther sind ein Paar in der Kleinkindphase. Sie haben über ein Zeitungsinterview den Weg zu mir gefunden. In den letzten Jahren haben die beiden miteinander kleine und grosse Verletzungen erfahren, die ihnen wenig bewusst waren. Bis jetzt sind diese Verletzungen nicht zur Sprache gekommen, sie konnten nicht bearbeitet werden. Zwischen beiden ist eine Distanzierung und Enttäuschung spürbar.
„Es fühlt sich bitter an, wenig miteinander zu reden und zu spüren, wie kleine Bemerkungen eine grosse Wirkung haben, die für mich nicht nachvollziehbar ist, “ sagt Günther.
„Die Atmosphäre zwischen uns schlägt plötzlich um, wie bei einem Gewitter mit Blitz und Donner! Gefühlt habe ich den Eindruck es kommt aus heiterem Himmel. Mir wird immer klarer, das Wetter zwischen uns kommt eben nicht aus heiterem Himmel. Ich will bei Dir für uns Unterstützung und ich will, dass wir das auch für unseren Sohn machen, “ sagt Karin.
Ich begleite das Paar darin, sich ihrer aktuellen Trigger Punkte, die zunächst zu einem gefühlten Gewitter und dann zu einem tiefen, verletzten Schweigen führen, bewusst zu werden. „Ich weiss wirklich nicht mehr was ich tun soll, ich kann es Karin nicht recht machen. Es kommt auch nicht bei ihr an, dass ich es gut mit ihr meine, “ sagt Günther verletzt. Beide lernen zwischen Absicht und Wirkung ihres Verhaltens zu unterscheiden. Ihnen wird bewusst, wie unterschiedlich die gegenseitige Wahrnehmung und deren Interpretation sind. Sie lernen bisherige Lösungsversuche zu sehen und zu würdigen, auch wenn diese eher zum Scheitern geführt haben. Sie lernen ihre Stärken mit ihrer Verletzlichkeit zu verbinden. So etwas wie ein milder Blick zueinander tut sich auf.