Scheitern als Chance
Paul kommt auf Anraten eines Kollegen. „Ich bin schon seit längerer Zeit als Single unterwegs. Im Grunde bin ich nicht sicher wie weiter. Ich lebe wechselnde sexuelle Beziehungen mit Frauen. Im Beruf geht es mir gut. Meine Freunde und Arbeitskollegen mögen mich. Irgendwie komme ich mir im Leben verloren vor, “ sagt er nachdenklich. Ich exploriere mit Paul die aktuelle Situation. „ Es macht den Eindruck, dass du dein Leben mit dir selbst optimal organsiert hast. Die Menschen erleben dich als sozial kompetenten, offenen Menschen. Und es macht den Eindruck, dass du um dein Herz herum einen Schutzwall errichtet hast, “ antworte ich. Paul berichtet wie sehr ihn die Trennung aus der letzten Beziehung verletzt hat. „Die Zeit allein heilt solche Wunden nicht. Es ist wie ein Verband, den man über eine Wunde wickelt, ohne diese angemessen versorgt zu haben. Sie heilt dann schlecht oder gar nicht. Sie beginnt zu eitern oder die Narbe tut bei jeder Berührung weh.“
In kleinen Schritten lade ich Paul ein, seine Verletzungsgefühle wahrzunehmen, anstatt sie weiter schwelen zu lassen und die Liebe unterschwellig vergiften zu lassen. Paul versteht, dass die erlittenen Verletzungen ihm nicht nur angetan wurden, sondern dass sie bereits schon bestehende alte Wunden berührt haben, die er in der letzten Partnerschaft nicht alleine bewältigen konnte. Seine Trennung war der Schlusspunkt einer Reihe von unverziehenen Verletzungen, die nach aussen hin kaum sichtbar waren, an denen seine Liebe jedoch zugrunde ging.
Paul macht sich auf den Weg die erlittenen Verletzungen anzuerkennen, sie aufzuarbeiten und sich selber zu verzeihen. Es gelingt ihm seine Exfrau innerlich aus der Täter-Rolle und sich selbst aus der Opfer Rolle zu entlassen. Er macht sich auf den Weg eigene verletzliche Anteile besser schützen zu lernen. „Ich fange an, nicht mehr einfach über verletzliche Seiten in Liebesbeziehungen von mir hinweg zu gehen. Mein Herz öffnet sich langsam, “ meint Paul