Traumatische Bindungserlebnisse verstehen
Karl kommt nach einem Vortrag zu mir. “Ich verliebe mich immer wieder in Frauen, die ich als bindungsinstabil erlebe. Was mir gut tun würde ist eine Beziehung, in der ich weiss, ich kann mich auf die Frau verlassen und wir gehören zusammen. Wir müssten noch nicht einmal zusammen im selben Haushalt leben, oder es würde mir auch reichen, wenn wir uns nur alle 14 Tage sehen könnten. Doch ich müsste mich auf sie verlassen können, “ sagt er frustriert. “Was geschieht, wenn das nicht so ist, “ frage ich. „ Es löst eine uralte Angst in mir aus. Meine Gefühle fahren Geisterbahn. Alles in mir ist durcheinander. Ich kann nicht schlafen, “ sagt Karl.
Mit Karl exploriere ich seine Bindungsgeschichte. Es werden ihm Situationen aus seiner Herkunftsgeschichte bewusst, in denen er einer grossen Unsicherheit und unzuverlässigen Elternpersonen ausgesetzt war.
In kleinen Schritten begleite ich Ihn immer wieder ins hier und jetzt zurück zu kommen. Er findet heraus, was ihm hilft seine Gefühle zu regulieren. Sich über seine Arbeit abzulenken hilft ihm Distanz zu schaffen, Atemübungen helfen ihm sich zu entspannen, Sport unterstützt ihn dabei sich selbst zu spüren. Karl lernt sein Erleben in seiner aktuellen Beziehung anzusprechen. „Bettina versteht mich nicht. Sie selber schützt sich indem sie sich beziehungsambivalent verhält und so indirekt eine Distanz aufbaut. Für mich geht das gar nicht, “ meint er frustriert. „Gut wie du Dich immer mehr selber verstehst, zu Dir stehst und dich abgrenzt, meine ich. „Es ist wie hinfallen, wieder aufstehen und weiter gehen, “ sagt er. Karl beginnt achtsam Nähe und Distanz in seiner Beziehung zu regulieren. „Bei Bettina war es mir nicht möglich zu bleiben“, sagt er berührt und erleichtert. Karl gebe ich als innere Landkarte das Bild einer emotionalen Leiter mit. Er versteht über sich selber spüren, wo er gerade ist und wie er für Sicherheit sorgen kann. Er aktiviert eine liebevolle, fürsorgliche Seite im Umgang mit sich selbst.