Newsletter Dezember 25
Liebesbeziehungen aufblühen lassen
Liebe ist ein kontinuierlicher Prozess. Sich in der Beziehung auf den anderen einstimmen, sich verbinden, sich verpassen, sich verlieren, die Beziehung reparieren und miteinander eine tiefere Verbindung finden. Liebe ist wie ein Tanz, sich als Paar im Beziehungsprozess finden und wieder auseinander gehen, Minute um Minute und Tag für Tag.
Ziel dieses Newsletters ist, eine Idee davon zu bekommen, wie der Weg aussehen kann, um miteinander als Paar eine tiefe Bindung, Liebe, Intimität und Lebensfreude dauerhaft zu erleben.
Ein Prozess in verschiedenen Schritten unterstützt Paare auf diesem Weg:
- negative Streitmuster erkennen
- aktuelle Emotionen und die darunterliegenden, verletzlichen Gefühle wahrnehmen
- über diese Gefühle sprechen und sich mit diesen verletzlichen Gefühlen dem Partner*in öffnen
Ich lade das Paar ein, im Prozess des Lesens immer wieder einen Moment innezuhalten und sich verschiedene Fragen zu beantworten:
In der aktuellen Liebesbeziehung, in der ich gerade bin oder in der ich zuletzt war:
Wie habe ich meinen Partner*In kennen gelernt?
Was hat mich an Ihr/Ihm angezogen?
Und was wünsche ich mir in dieser Beziehung heute?
1.Schritt: negative Dialoge erkennen:
Paare kennen Gespräche, in denen die gegenseitige Verbundenheit unterbrochen ist. Je länger diese Verbundenheit unterbrochen ist, desto negativer werden oft die Interaktionen miteinander erlebt.
Ein negativer Zyklus besteht aus einem sich wiederholenden Muster, aus negativen Verhaltensweisen, Gedanken und Gefühlen, die Stress bereiten.
Ein Partner reagiert auf das Verhalten des anderen, woraufhin dieser auf dessen Reaktion regiert. Die Dialoge können in endlosen Teufelskreisen münden. Diesen Prozess zu verstehen und daraus auszusteigen, ist ein erster Schritt, um den Beziehungsstress zu reduzieren. Es kann Paare entlasten, wenn sie verstehen, dass in diesem Muster nicht der eine oder der andere Partner das Problem ist, sondern die Art und Weise, wie der Zyklus zwischen den beiden sich verselbständigt.
3 Konfliktmuster können dabei handlungsleitend sein:
- ein Partner geht eher in den Protest (Ich suche den Bösewicht und greife an) und der andere in den Rückzug (fühlt sich verletzt, hilflos, überfordert, geht aus dem Kontakt)
- beide Partner greifen sich wechselseitig an
- beide Partner gehen in den Rückzug (ein Partner erstarrt, der andere zieht sich zurück)
Im ersten Schritt geht es darum, dass das Paar anhand eines früheren Konfliktes das negative Muster reflektiert.
« Ich versuche Dich zu erreichen, indem ich kritisch werde, Dir Vorwürfe mache oder Dich auf Deine Fehler hinweise, laut werde, Dich anschreie, Dir erkläre, wie Du Dich bessern musst, Dich unter Druck setze oder Drohungen ausspreche.»
«Ich versuche die Beziehung zu schützen, indem ich versuche mich von Dir abzuwenden, ruhig zu bleiben, mich verschliesse, versuche das Gespräch abrupt zu beenden, einen Ausweg suche und flüchten möchte, mich in mein Schneckenhaus zurückziehe und irgendwann explodiere.»
2.Schritt: Meine wunden Punkte finden
Jeder von uns hat wenigstens einen wunden Punkt in unserer emotionalen Haut. Dieser ist leicht zu berühren, sehr empfindlich und tief schmerzhaft. Wird dieser wunde Punkt aufgescheuert, so blutet es in der ganzen Beziehung. Das Paar verliert die emotionale Balance.
In diesem zweiten Schritt geht es darum, die wunden Punkte zu finden und sie dem Partner*In zu zeigen. Ein wunder Punkt ist dann getroffen, wenn sich in einer scheinbar harmlosen Situation plötzlich die Stimmung ändert. Ein Partner fühlt sich in der Situation eng, unter Spannung, gestresst, wird wütend, zieht sich zurück, baut Mauern auf oder verstummt.
Die wunden Punkte verweisen auf Verletzungen, aus unserer Kindheit, aus früheren Beziehungen oder aus der aktuellen Beziehung. Die wunden Punkte sind die Themen hinter dem Streit um Alltäglichkeiten. Wird ein wunder Punkt berührt, kann dies schnell in einen negativen Zyklus führen.
Da ein wunder Punkt sehr schmerzhaft ist, versuchen viele die ausgelösten verletzlichen Gefühle nicht wahrzunehmen. Ein Partner fühlt sich taub, gefühllos, zieht sich zurück, ein anderer Partner überdeckt die schmerzhaften Gefühle mit Ärger, Wut, Protest. Das macht Sinn. Meistens hat jeder von uns diese Bewältigungsmuster schon früh gelernt. Diese Schutzmuster brauchen einerseits Würdigung und andererseits das Verständnis, wie Paare über diese alten Bewältigungsmuster in einen negativen Zyklus geraten. In diesen Momenten verlieren beide oft die (Ver-)Bindung zueinander. Sie verpassen den aktuellen wichtigen Bindungsmenschen, den sie brauchen, um wunde Punkte zu reparieren.
Wie fühlst Du Dich in Deinem Inneren, wenn Deine wunden Punkte berührt sind? (einsam, verzweifelt, voller Scham, hilflos, allein, verletzt, klein, überwältigt, ohnmächtig?)
Als Paar ist es wichtig, diese wunden Punkte zu erforschen und zu verstehen.
3.Schritt: Einen schwierigen Moment miteinander durchgehen
Ziel dieses Schrittes im Paar oder im Beratungsprozess ist, einen sicheren Raum zu schaffen, der eine korrigierende, emotionale Erfahrung ermöglicht, aus der heraus ein offeneres, tieferes Fühlen mit sich selbst und mit dem Partner entstehen kann.
Das Paar rekapituliert einen schwierigen Moment aus der Vergangenheit, mit dem Wissen um den negativen Zyklus und die bevorzugten Positionen, die jeder in diesem Zyklus einnimmt, zusammen mit der grösser werdenden Bewusstheit um die wunden Punkte, die bei jedem berührt werden.
So lernt das Paar die Auslöser für seinen Zyklus besser kennen. Die beiden verstehen, wie sie miteinander in diesen negativen Beziehungsprozess geraten. Jeder spürt für sich, wie es in ihm eng wird, welche wunden Punkte gerade berührt sind und wie die eigenen Schutzmechanismen und die Schutzmechanismen des Partners sich zu einem schwierigen Interaktionsmuster verzahnen.
In diesem Schritt lernt das Paar zu erkennen, wie beide sich gegenseitig verletzt haben und sich emotional im gemeinsamen Zyklus verpassen. Das Paar benennt seinen negativen Zyklus. Das Paar versteht, wie es in diesen negativen Zyklus einsteigt und wie es diesen wieder verlassen kann.
Ein Teil des Weges dahin ist, dass sich jeder immer mehr seinen verletzlichen Gefühlen bewusst wird (Protest, Rückzug, Erstarrung) und diese dem Partner zeigt und mitteilt. So lernt das Paar mit seinen zarten, verletzlichen Gefühlen und manchmal herausfordernden Bindungsbiografien miteinander zu sein und mit dem Bindungspartner korrigierende emotionale Erfahrungen zu machen.
Im Gespräch können folgende Schritte helfen:
1. Jeder anerkennt seinen Beitrag (ich habe das und das getan)
2. Jeder anerkennt seine Gefühle (und dann fühle ich mich so und so)
3.Jeder anerkennt den Einfluss auf die Gefühle des anderen (mein Verhalten löst bei Dir das und das aus)
4. Jeder erkundet die tieferen Emotionen des anderen (ich anerkenne deine wunden Punkte)
5.Jeder zeigt dem Partner die eigenen tieferen Emotionen
6.Das Paar lernt zusammen zu stehen (Nicht du und ich sind das Problem, sondern der Zyklus, der zwischen uns steht)
4.Schritt: Sich aufeinander einlassen und miteinander verbinden
Als Paar besteht eine emotionale Abhängigkeit, die nicht pathologisch ist. Die Befindlichkeit des einen hat einen Einfluss auf die Befindlichkeit des anderen. Darin liegt eine Stärke.
In den ersten drei Schritten war das Ziel, dass das Paar seinen negativen Zyklus und die dahinterliegenden Verletzungen versteht. In diesen schwierigen Momenten geht es darum diese Situationen neu zu meistern und von einem Bindungsabbruch, wieder in die Bindung zu kommen. Im 4.Schritt lernt das Paar sich mit seinen Verletzungen und Ängsten dem Partner tiefer anzuvertrauen und zu erforschen, auf welche (Bindungs-)Bedürfnisse) die verletzlichen Gefühle hinweisen.
Handlungsleitende Fragen können sein:
Wovor habe ich die grösste Angst, wenn ich mich Dir anvertraue?
Was brauche ich jetzt von Dir, dass ich mich wieder mit Dir sicher fühle?
Jeder Partner nimmt seine eigenen Ängste wahr, versucht zu verstehen, welche Bedürfnisse dahinter liegen und findet seinen Weg, diese Bedürfnisse dem anderen mitzuteilen.
«Wenn ich hinter meiner Wut meine Angst spüre Dich zu verlieren, dann merke ich wie sehr ich mich nach Deiner Nähe sehne. Am schönsten wäre für mich, wenn Du mich für einen Moment in den Arm nehmen könntest.»
In diesem Schritt ist wichtig, dass das, was ein Partner sagt, zu dem passt, wie er sein Bedürfnis und seine Befindlichkeit formuliert.
Das heisst, wenn ein Partner sich verletzt fühlt, dass er aus seinem inneren verletzlichen Anteil heraus emotional in Kontakt geht und aus diesem Anteil heraus sein Bedürfnis zeigt.
Dabei ist wichtig, dass die Bedürfnisse auf das Hier und Jetzt und nicht auf die Vergangenheit oder auf die Zukunft gerichtet sind und dass dieses (Bindungs-) Bedürfnis in diesem Moment erfüllt werden könnte
«Ich brauche Deine Nähe, kannst Du mich anschauen, meine Hand halten, mir über die Hand streicheln, mich wissen lassen, was Du von mir verstanden hast.».
Paare, die sich in ihren Beziehungen tief miteinander verbunden fühlen, fühlen sich stärker, gesünder und vollständiger.
Gerne unterstütze ich Paare darin, ihre wunden Punkte zu erforschen und besser zu verstehen, wie sich diese im Beziehungsprozess ineinander verhaken. Mein Ziel ist, dass das Paar darin zu unterstützen die emotionale Verbindung zu stärken, sodass die beiden sich gegenseitig liebevoll Halt geben und ein gutes Team miteinander sein können.