Newsletter August 25
Als Paar die erotische Dimension erkunden -
Miteinander einen Konsens finden
Wie ich bereits im letzten Newsletter beschrieben habe, erfüllt Sexualität viele nichtsexuelle Funktionen. Über die körperliche oder emotionale Spannungsreduktion hinaus ermöglicht sie vielen Paaren eine Stärkung der Beziehung und über den Kinderwunsch hinaus ein gemeinsames Erleben von sexueller Lust.
Das Erleben der Sexualität wird geprägt durch die eigene Erfahrung, den kulturellen Hintergrund sowie dem persönlichen Bedürfnis, welches als Wunsch oder Erwartung die erotische Begegnung steuert.
Ausgangspunkt Standortbestimmung
Die Partner können sich folgende Fragen stellen:
Wo stehe ich gerade in meiner Sexualität?
Wo stehen wir als Paar in unserer Sexualität?
Was sind die sinnlich-erotischen Bedürfnisse, die ich/wir gerne erleben wollen?
Tauschen wir uns als Paar über unsere sinnlich-erotischen Bedürfnisse aus?
Je nach Lebensphase können diese Bedürfnisse sehr unterschiedlich sein oder auch in den Hintergrund treten.
Beziehungs-Hindernisse beim Betreten der erotischen Dimension
Sich in der Beziehung auf sinnlich-erotische Erfahrungen einzulassen beinhaltet vielfältige Risiken. Vielleicht wird der sinnlich-erotische Wunsch vom Partner zurückgewiesen. Damit verbunden kann Frustration, Scham oder Angst erlebt werden. Oder ein Partner hat den Eindruck dem anderen nicht zu genügen und fühlt sich schuldig, weil er den Bedürfnissen des anderen nicht gerecht wird.
Auch kann sich ein Partner vom anderen bedrängt fühlen und sich dem entstehenden Druck entziehen.
Vielleicht erlebt ein Partner, dass seine/Ihre Grenzen nicht geachtet werden und fühlt sich übergangen, vom anderen nicht gesehen, verletzt, ärgerlich. In Reaktion darauf beginnt dieser Partner sich zu verschliessen oder gereizt den anderen zu kritisieren.
Grundsätzlich sind Sexualität und Liebe Kinder der Freiheit. Partner sind dann bereit und auch in der Lage Verantwortung zu übernehmen, wenn sie wählen und sich aus eigenen, freien Stücken entscheiden können.
Auf dem Weg als Paar zum Konsens
Folgende Fragen können dabei helfen, die verbale und nonverbale Kommunikation rund um die Dimension der Sexualität klarer zu gestalten:
Aktiv und passiv
Bin ich initiativ in unserer Beziehung oder eher zurückhaltend?
Geben und Nehmen
Gebe ich oder nehme ich gerade?
Bevorzuge ich Berührung anzunehmen oder lieber den anderen zu berühren?
Etwas für mich tun?
Berühre ich Dich für mich, weil ich das gerne mache?
Kann ich Dich gut um etwas bitten?
Kann ich gut etwas von Dir annehmen?
Etwas für Dich tun?
Berühre ich Dich für Dich, weil ich z.B. weiss, Du geniesst meine Hände auf deiner Haut?
Kann ich Dir gut etwas sinnlich-erotisches anbieten oder Dir eine Bitte erfüllen?
Kann ich Dir gut etwas erlauben, für Dich da sein?
Welche Motivation (für Dich oder für mich) steht im Vordergrund?
Vielen Paaren hilft es, Zustimmung und Ablehnung, Wünsche und Grenzen klarer mitzuteilen. Dieses Sich-Zeigen macht einerseits verletzlicher, eröffnet jedoch andererseits auch einen unbeschwerten Handlungsspielraum. So muss sich jeder weniger fragen, ist mein Bedürfnis jetzt richtig oder falsch, könnte ich den anderen damit verletzen? Anstatt sich zurückzunehmen, entwickelt sich im Paar die Fähigkeit sich gegenseitig authentisch zuzumuten.
Dafür brauchen beide klare Stopp-Signale und die Bereitschaft diese gegenseitig anzunehmen. Damit einher gehen kann das Entwickeln einer liebevollen Empathie und Annahme sowie ein grösseres gegenseitiges Verständnis.
Es ist beruhigend zu wissen, der andere will mir nicht böse, mit mir ist nicht etwas falsch oder der Partner hat nicht das sexuelle Begehren für mich verloren, auch wenn er gerade nein sagt. Stattdessen kann ich verstehen, er/sie kommt einfach gerade an seine Grenze. Und heute geht es da nicht weiter.
Fühlt sich die Grenze, die der andere setzt, als zu bedrohlich oder zu verletzend an, so kann, um den eigenen Anteil besser zu verstehen, auch ein Gespräch mit einer guten Freundin/Freund oder eine Beratung hilfreich sein.
Lustvolle Erregung entsteht durch das Spiel mit Herausforderungen, nicht durch deren Abwesenheit. Wir können lernen mit Herausforderungen -im Bild gesprochen- zu tanzen, anstatt sie zu bekämpfen oder zu vermeiden.
Wie Paare ihre Sexualität leben, kann sie unterstützen, tiefer in der Lebendigkeit und Kreativität in ihrem Beziehungsprozess unterwegs zu sein.
Der körperliche Genuss und die Freude mit dem erotischen Spiel tragen zu einer sinnstiftenden Erfüllung in der Begegnung miteinander bei. Die persönliche Resonanz, die aus einem echten, mitmenschlichen Kontakt entsteht, befriedigt das Bedürfnisses nach Zuwendung und Erfüllung. Die Entwicklung der Fähigkeit zur Hingabe aktiviert die gegenseitige Akzeptanz und das Loslassen von engen Erwartungen. Sie ermöglicht dem Paar durch die Intensität tiefer in die Intimität des gegenwärtigen Momentes einzutauchen.
Gerne unterstütze ich Paare dabei, ihre sinnlich erotische Beziehung in zugewandter Verbundenheit leicht und genussvoll miteinander zu gestalten.