Newsletter April 25
Vom Perfektionismus zum Genuss
Das eigene weibliche Körperbild
Weibliche Schönheit gilt als Garant dafür, sexuell attraktiv, begehrenswert oder auch liebenswert zu sein.
Intelligenz, ein gewachsenes Selbstwertgefühl oder ein authentisches, weibliches Selbstbewusstsein haben in diesen Bewertungskategorien wenig Platz.
Als ideale weibliche Körper gelten in westlichen Medien junge, schlanke, sportliche Frauen mit weiblichen Rundungen.
So überrascht es wenig, dass viele Frauen als Antwort auf diesen gefühlten Anspruch von aussen negative Gedanken und Gefühle gegenüber ihrem Körper empfinden. Auf die Frage «Was magst Du an Deinem Körper?» kommt meist als Antwort, was die Frau an sich nicht mag: zu kleine/grosse Brüste, Bauch, Beine, zu grosse innere Scheidenlippen.
Die Diskrepanz zwischen Idealbild und wahrgenommenem Aussehen führt zu körperlicher Unzufriedenheit. Diese Unzufriedenheit entwickelt sich oft in der Pubertät und bleibt im Erwachsenenalter bestehen. Damit verbunden sind Schamgefühle, Unsicherheit und ein geringes Selbstwertgefühl.
Manche Frauen versuchen ihren Körper zu verstecken (weite, dunkle Kleidung) oder vermeiden körperbetonte Aktivitäten, wie Tanzen, Sexualität, Sauna.
Diäten, Kosmetik, Sport sollen helfen, den eigenen Körper an das von aussen vorgegebenem Ideal anzugleichen. Falls das nicht gelingt kommt immer öfter die kosmetische Chirurgie zum Einsatz, z.B. mit Brustvergrösserungen, Scheidenlippenkorrekturen, Fettabsaugen. Auch die Einnahme von Medikamenten, die zur Gewichtsabnahme führen, ist verbreitet. Manche Frauen erleben diesen Weg als eine Lösung.
Andere Frauen fühlen sich in dem von ihnen abgelehnten Körper unwohl. Sie empfinden keine oder wenig Lust in der Körperlichkeit initiativ zu werden, erleben sich sexuell als weniger erregbar und kennen keine (genussvollen) Orgasmen. Je mehr sie sich für ihren Körper schämen oder negative Assoziationen in Bezug auf ihr Geschlecht empfinden, desto weniger erleben sie sexuelle Zufriedenheit.
Entscheidend für die Körperbewertung ist weniger der tatsächliche Körper, sondern das subjektive Körperempfinden. Auch nach der Pubertät wird dieses durch eine Vielfalt von Faktoren beeinflusst, wie Einstellungen des Partners, Medien, das gesellschaftliche Umfeld. Frauen betrachten sich oft als Objekte von aussen und erleben sich in einem ständigen Bewertungsprozess. Dieser dauernde Bewertungsprozess reduziert den inneren Spürraum für die Beziehung zum eigenen Körper, ein genussvoller Zugang zu einem lustvollen Körpererleben wird verunmöglicht.
Die Beziehung zum eigenen Körperbild spielt in der Sexualberatung eine wichtige Rolle.
In der Arbeit mit dem Körperbild geht es um die Auseinandersetzung mit Schönheitsidealen und einem selbstfürsorglichen und selbstbewussten Umgang mit dem eigenen Körper.
Neben der Reflexion im Gespräch arbeite ich mit wahrnehmungsorientierten Körperübungen, die in Verbindung mit geleiteten Imaginationen, das sinnliche Erleben öffnen und vertiefen können.
Hilfreiche Fragen können sein:
- Was gefällt Dir an Deinem Körper?
- Welche Gedanken, Gefühle, Körperwahrnehmungen erlebst Du, wenn Du mit Deinem Geschlecht in Kontakt bist?
- Wie sind Deine Eltern mit Deinem Körpererleben umgegangen?
- Was war in Deiner Familie im Umgang mit Körperlichkeit wichtig?
- Welche Erfahrungen hast Du mit Deinem Körper gemacht - Freundinnen, mit Männern, mit Deinem Partner?
- Gibt es eine Diskrepanz zwischen der Körperbewertung Deines Partners und Deiner eigenen?
- Sprichst Du mit Deinem Partner darüber?
Was tust Du, um Dich in Deinem Körper wohlzufühlen? - Versteckst Du Deinen Körper?
- Was würde passieren, wenn Du das nicht mehr tust?
In der Solosexualität und, wenn gewünscht gemeinsam mit dem Partner, kann die Frau in Übungen herausfinden, welche Formen von Sexualität für sie angenehm sind und wie sich das Paar aufeinander einschwingen möchte.
Dabei geht es darum, den negativ bewertenden Gedankenkreis in kleinen Schritten zu unterbrechen.
Die Frau lernt, den Fokus ihrer Wahrnehmung auf ihr inneres Erleben anstatt auf die Aussenwirkung zu richten.
Das Wertschätzen und Anerkennen ihres inneren Spürraumes stärkt sie in ihrer Weiblichkeit.
Gerne unterstütze ich Frauen auf ihrer individuellen Reise, ihre sinnliche, erotische Weiblichkeit (wieder) zu entdecken und liebevoll zu erforschen.