Newsletter November 24
Sexuelle Fantasien – und wie sie Liebe und Intimität bereichern können
Sexuelle Fantasien sind ein wunderbares Instrument, um in Kontakt mit sexueller Erregung zu kommen, sexuelle Erregung zu steigern oder diese Imaginationen und Wahrnehmungen zu nutzen, um die Schwelle zum Orgasmus zu überschreiten.
Ich möchte diesen Newsletter nutzen, um sowohl die Lust und das sexuelle Begehren, wie auch die Limits, die sexuellen Fantasien innewohnen können, zu beschreiben. Und ich möchte verdeutlichen, wie sexuelle Fantasien in der Beratung Menschen darin unterstützen, sich selber und ihre Sexualität besser zu verstehen.
Dabei sind folgende Fragestellungen handlungsleitend:
Was sind sexuelle Fantasien?
Was können sie bewirken?
Wie können sie helfen, die eigene Sexualität besser zu verstehen?
Wie können sexuelle Fantasien in der Paar- und Sexualberatung Orientierung geben?
Was sind sexuelle Fantasien?
Sexuelle Fantasien beschreiben erotische Imaginationen, die die Wahrnehmung unterschiedlicher Sinne berühren. Es kann sich dabei um erotische Bilder, Szenarien oder Geschichten handeln.
Im Bild gesprochen geben sie wie ein Stück Holz im Kachelofen Wärme. Hat dieses Holz für den Ofen die passende Grösse und Beschaffenheit, so entfacht es ein loderndes, heisses oder auch ein heimeliges Feuer.
Deine Erfahrung mit sexuellen Fantasien?
Nimmst Du sexuelle Fantasien wahr?
Welche Fantasie erregt Dich?
Welche Körpersensationen nimmst Du dabei im Körper wahr?
Welches Gefühl berührt diese Fantasie in Dir?
Oder erlebst Du eine sexuelle Fantasie als ein Hindernis?
Hattest Du vielleicht früher sexuelle Fantasien und möchtest jetzt keine mehr haben, weil Du in einer Beziehung lebst?
Was auch immer deine Antworten sind, lade ich Dich ein mit mir auf eine Reise zu gehen, um sexuelle Imaginationen zu erforschen und besser zu verstehen.
Was bewirken sexuelle Fantasien?
Sexuelle Fantasien aktivieren sinnliche Wellen der sexuellen Erregung, bis hin zum Erleben eines Orgasmus.
Dabei kann eine Polarisierung der erotischen Imagination stattfinden, die sich eher in einer emotionalen Dominanz zeigt. Inhalte der Fantasien sind dann Momente des Verliebt-Seins, das innige Verschmelzen mit dem Partner, eine liebevolle zärtliche, romantische Erotik. Oder eine genitale Dominanz wird sichtbar. Dann werden Wellen von sexueller Erregung erlebt, zum Beispiel verbunden mit Bildern der Penetration oder das leidenschaftlich erregte Aufnehmen des Penis in der Vagina, also genitale sexuelle Begegnungen in unterschiedlichen Positionen oder Szenarien.
Diese Fantasien verstärken die sexuelle Erregung und lösen einen Orgasmus aus.
Wie helfen Fantasien die eigene Sexualität besser zu verstehen?
Bei der Exploration sexueller Fantasien in der Paar- und Sexualberatung geht es darum, dass die Personen sich darüber bewusst werden, was sie sexuell erregt.
Erleben sie sich in der Fantasie eher als handelnd oder als zuschauend?
Erotisieren sie eher die Stimulation der Genitalien oder geniessen sie erotische Berührungen verschiedener Körperzonen?
Hilfreiche Fragen bei der Exploration:
Wie zeigt sich in den Bildern die Beziehung zum eigenen Geschlecht und wie zeigt sich die Beziehung zum anderen Geschlecht?
Wie wird der Weg von der sinnlichen Berührtheit über die sexuelle Erregung bis hin zum Orgasmus erlebt?
Wie wird der eigene Körper erlebt?
Ist es angenehm, das eigene Geschlecht (weiblich) oder das Geschlecht des anderen (männlich) zu spüren?
Welche Zugänge über die Sinne (wie sehen, riechen, hören, schmecken, spüren, sich bewegen) sind in den inneren sexuellen Bildern aktiv?
Welche Bildszenen werden aus erotischem Bildmaterial oder Geschichten als erregend erlebt?
Wie geben sexuelle Fantasien Orientierung in der Paarberatung - Limits und Chancen sexueller Fantasien
Hier zwei Beispiele von Paaren, die sich mit ihrer Beziehung und ihrer gemeinsamen Sexualität auseinandergesetzt haben und aktuell sexuelle Fantasien als Bereicherung in ihrer Beziehung erleben.
Tom und Anna geniessen es, sich über ihre sexuellen Fantasien auszutauschen.
Anna: «Am Anfang habe ich mich geschämt Tom über meine sexuellen Fantasien zu erzählen. Ich habe mir gedacht, dass er auch welche hat, doch ich habe mich nicht getraut über meine Fantasien und Sehnsüchte mit ihm zu sprechen. Ich habe mir überlegt, ob Fantasien zu haben wie «ein-bisschen-fremd gehen» ist. Und ich habe mich auch gefragt, ob ich für Tom gut genug bin als Frau, wenn er sexuelle Fantasien hat oder gar Pornos im Internet anschaut.
Inzwischen ist dieser Austausch zu einem lebendigen, selbstverständlichen Teil unserer Sexualität geworden. Ich mag nicht alle seine Fantasien. Und die, die ich nicht mag kann ich bei ihm lassen, inzwischen ohne das Gefühl zu haben mit mir ist etwas falsch.»
Tom: «Als mich Anna an einem lauen Herbstabend gefragt hat, ob ich Pornos anschaue oder auch manchmal sexuelle Fantasien habe, wenn wir zusammen sind, war ich zuerst zurückhaltend. Ich wollte sie nicht verletzen und das Thema hat sich wie ein Tabu angefühlt. Der Moment, an dem sie gefragt hat, war jedoch gut. Wir waren gerade beide offen füreinander. Wir haben uns dann mit der Zeit langsam getraut uns unsere Fantasien zu erzählen.
Manchmal spielen wir damit, wir fantasieren die Fantasie des anderen weiter. Oder manchmal setzen wir eine Fantasie zusammen um. Es gibt auch Fantasien, die ich nicht mit Anna teilen möchte. Ich freue mich, dass wir so offen sein können miteinander und dass trotzdem jeder seinen inneren Raum hat. Unsere Intimität hat so an Tiefe gewonnen.»
Elia und Susanne sind ein langjähriges, miteinander älter werdendes Paar.
Nach dem Auszug der Kinder und dem Übergang in die Rente erlebten die beiden eine intensive Krise. «Unsere Liebe war weg. Ich habe Elia viele Vorwürfe gemacht und er hat sich immer mehr zurückgezogen. Ich hatte grosse Angst ihn zu verlieren. Ich war verzweifelt und wusste nicht mehr was tun.» Nachdem in der Paarberatung Schritt für Schritt wieder ein emotionales Fundament zueinander entwickelt werden konnte, traute sich das Paar die gemeinsame Sexualität anzusprechen.
Anhand von gemeinsamen Wahrnehmungsübungen zu Hause und der Reflexion dieser Übungen in der Beratung, setzten sich die beiden damit auseinander, was jedem in der Beziehungssexualität guttut oder auch nicht. Das Erleben und die Reflektion ihres Erlebens öffnete den beiden einen neuen, geschützten Rahmen des miteinander Forschens.
Sie fanden heraus, dass es Elia gar nicht möglich ist, ohne sexuelle Fantasien zum Orgasmus zu kommen. Zunächst war Susanne verletzt. »Ich genüge Dir wohl nicht» Gleichzeitig genoss sie Elias Berührungen, sie mochte sehr, wie zärtlich und liebevoll er nach den Übungserfahrungen jetzt ihren ganzen Körper berührte und mit ihren Brüsten und ihrem Geschlecht spielte. Auch ihr war es wieder wohl damit, ihn zu berühren und ihn in der Penetration in sich aufzunehmen.
Susanne: «Ich danke Dir für Dein Vertrauen Elia. Ich spüre, dass ich Dir vertrauen kann. Und inzwischen habe ich auch herausgefunden, dass es sich intensiver anfühlt, mir selber manchmal eine schöne sexuelle Fantasie zu machen, während Du mich berührst.».
Elia: «Wir sind halt beide nicht mehr die jüngsten! Ich bin so froh, dass du es mir nicht übelnimmst, dass ich Dich geniesse und auch meinen eigenen inneren Raum der sexuellen Fantasien habe. Ich geniesse es so sehr, dich zu sehen und zu spüren und gleichzeitig mit mir zu sein und mit dem was ich gerade brauche, um zum Orgasmus kommen zu können. Ich geniesse unsere körperliche Nähe und Verbundenheit. Und es ist so schön, dass wir wieder miteinander schlafen.»
Miteinander erlebt das Paar eine innigere emotionale und sexuelle Vertrautheit. Sie akzeptieren ihre sinnlichen und sexuellen Fähigkeiten entsprechend ihrem Lebensalter.
Gerne unterstütze ich Paare darin, die gemeinsame Intimität lustvoll zu vertiefen, vertrauensvoll und liebevoll einen gemeinsamen Weg in ihrer Sexualität zu gestalten, auch im Umgang mit ihren sexuellen Fantasien.