Newsletter Januar 23
Ich wünsche Euch einen vertrauensvollen Start in ein kraftvolles Neues Jahr.
In Trennungsprozessen zu sich selbst finden
Abschiednehmen-Loslassen-Neugestalten
Paare gehen am Anfang ihrer Beziehung miteinander einen unbewussten „Beziehungsvertrag“ ein. Welche Erwartung oder Vision hat jeder Partner (bewusst oder unbewusst) an die Beziehung? Erlebe ich diesen Menschen intuitiv als wunderbaren Liebhaber, als den geeigneten Vater für gemeinsame Kinder, oder als den bewundernswerten Unternehmer eines gemeinsamen Betriebes?
Wird dieser Vertrag nicht mehr erfüllt, so kann als Folge davon eine Rückzugsdynamik in der Paarbeziehung entstehen, oder ein Partner geht nach aussen und verliebt sich neu.
Verletzungen im Umgang mit Intimität, Treue, Verlässlichkeit, Finanzen, Rücksichtnahme bringen das Gleichgewicht von Geben und Nehmen ins Wanken. Manchen Paaren gelingt es bestehende Verletzungen miteinander aufzuarbeiten, andere Paare entwickeln sich so weit auseinander, dass ein Partner oder beide sich entscheiden, die Beziehung zu beenden.
Was macht Trennungen so schmerzhaft?
Was braucht es für eine gelingende Trennung?
Wie hilft Verzeihen auf dem Weg in den Neustart?
Was legt das Fundament für den Blick nach vorne?
Abschiednehmen – was Trennungen so schmerzhaft macht
Im Trennungsprozess will vieles verabschiedet werden:
- die schönen Momente in der Partnerschaft, wie auch die konfliktträchtigen Momente
- der gewohnte Alltag in Partnerschaft und Familie
- Beziehungen im gemeinsamen Freundeskreis und der Partnerfamilie gehen verloren
- das Ansehen rund um den gesellschaftlichen Status verändert sich
- Versagens- und Schuldgefühle stellen sich ein: manchmal überdeckt die Haltung „Du bist schuld“, die Bereitschaft sich eigene Fehler zuzugestehen.
- Das Scheitern des gemeinsamen Lebenskonzeptes (Beschneidung der Wahlfreiheit - Autonomie), und das Bedürfnis nach einer sicheren Bindung (Wo gehöre ich hin? Wohin will ich gehören?) wird spürbar.
- die bis zuletzt gehegte Hoffnung, es möge doch als Paar gehen, stirbt
Loslassen – was es für eine gelingende Trennung braucht?
Ungute Strategien wie, in der Krise die Trennung zu verdrängen und die Augen vor ständigen Auseinandersetzungen, fehlender Zärtlichkeit und Sexualität zu verschliessen, helfen im Vorfeld nicht weiter. Schuldzuweisungen als Ausgleichsversuche aktivieren Gegenschuldzuschreibungen, Racheverhalten und Loyalitätskonflikte (z.B. der Kinder) Stress und Unfrieden belasten dann zusätzlich den Abschiedsprozess. Die Idealisierung eines neuen Partners auf der einen Seite und die Verteufelung der alten Beziehung können dazu führen, dass ähnliche Probleme und Beziehungsmuster, in die neue Beziehung mitgenommen werden.-
Folgende Fragestellungen sind für den gelingenden Trennungsprozess handlungsleitend:
- Sind im Paar einer oder beide bereit die Tatsache anzunehmen, dass die Beziehung zu Ende ist?
- Gelingt es jedem Partner, den Trennungsschmerz zu zulassen, anstatt sich mit „Rosenkriegen“ abzulenken und damit unbewusst eine destruktive Bindung aufrecht zu erhalten?
- Sind beide bereit sich den eigenen Anteil an der Trennung einzugestehen?
Im Sinne von: Was habe ich von meiner Seite her an Schwierigkeiten in die Beziehung gebracht? Was habe ich an Begrenzungen erfahren? Wo habe ich meine eigenen Bedürfnisse vernachlässigt? Wo habe ich mich als zu rücksichtslos erlebt? Haben wir uns Hilfe geholt und Beratung in Anspruch genommen? Was braucht jeder jetzt?
Verzeihen als Weg in den Neustart
Anerkennt einer oder beide, dass die Partnerschaft vorbei ist, so kann bewusst Abschied genommen werden.
In diesem Prozess geht es darum, sich selbst und dem anderen seinen Anteil am Scheitern zu verzeihen. Vorwürfe beinhalten oft den Anspruch, der andere ist schuld und möge etwas wieder gut machen. Sind die Partner bereit, sich die gegenseitigen Verletzungen nicht mehr vorzuhalten und nicht mehr nachzutragen und keine Ansprüche auf Wiedergutmachung zu erheben?
Verzeihens –Kompetenz zu entwickeln meint, selbstbestimmt die Entscheidung zu treffen, offene Rechnungen zu bereinigen. Vorwürfe, Rachegedanken und Rachegefühle werden losgelassen. Der Verletzer (psychologische Rolle im Dramadreieck: Täter) wird vom Verletzten (psychologische Rolle im Dramadreieck: Opfer) aus seiner Schuld entlassen und die Rolle im Dramadreieck wird verabschiedet.
Neubeginn – der nach vorne gerichtete Blick
Nach der Bewältigung der Trennung kann auf der Erwachsenenebene ein persönlicher Reifeprozess vollzogen werden. Der Trennungsprozess braucht genügend Zeit, es kann wichtig sein, die eigene Trennungsbiografie zu erkennen und wenn nötig sich darin begleiten zu lassen. Dies kann mit Hilfe von Freunden oder in einem Beratungsprozess geschehen.
Die manchmal auch in der Vergangenheit erlebten Gefühle rund um den Trennungsprozesse, wie Angst, Schmerz, Wut, Ohnmacht, Verzweiflung, Schuld, Versagen, wollen gesehen, verstanden und gewürdigt werden. Die Lösung der Liebesbeziehung setzt einen schmerzlichen Prozess des sich Entliebens in Gang.
In der Phase des Neubeginns geht es darum, den Blick nach vorne zu richten. Wichtig kann dabei sein, sich nicht gleich wieder zu binden, und sich eine Phase des Experimentierens zu erlauben. Die 3 Bedürfnisse von Paaren (Bindung, Liebe und Sexualität) können dabei neu ausbalanciert werden. Nach einer gelungenen Ablösung gibt es Raum für Neues. Wesentlich für einen erfüllten Neubeginn ist, den eigenen Anteil an der Trennung erkannt, reflektiert und sich zu Eigen gemacht zu haben. So kann innerer Frieden erlebt und die Seele zur Ruhe kommen.
Gerne begleite ich Paare, Frauen und Männer im Abschiedsprozess den eigenen Beziehungsschreibtisch aufzuräumen und gestärkt den Blick nach vorne zu richten.