Newsletter April 23
Ich verzeihe mir - ich verzeihe Dir – wir gehen gemeinsam
Verzeihen ist lernbar
In Paarbeziehungen können wir nicht nicht verletzen! Nähe schafft Konfliktpotential.
In Kursen frage ich:
- Was hast Du in der letzten Zeit als Kränkung erlebt?
- Was hast Du dabei in Deinem Körper wahrgenommen? Was hast Du gefühlt? Was hast Du darüber gedacht?
- Wie hast Du Dich gegenüber dem Menschen, der Deinen wunden Punkt berührt hat, verhalten?
Manchen Paaren gelingt es gut, miteinander stimmige Kompromisse auszuhandeln und Zeiten von innerer Unsicherheit standzuhalten.
Andere Paare hadern mit ihrer Beziehung und verstricken sich gegenseitig. Ein „aufreibendes Tauziehen“ nimmt seinen Lauf. Der Preis, den Paare dafür über Tage, Wochen und Jahre hinweg immer wieder bezahlen, ist hoch:
fehlende emotionale und sexuelle Intimität, sich vom anderen nicht gesehen und angenommen fühlen, sich voneinander entfremden, mit dem Rücken zur Wand stehen. Anstatt einer nährenden Bedürfniserfüllung können Aussenbeziehungen, Eifersucht oder Gewalt in der Beziehung erlebt werden. Eine wohlwollende, konstruktive Bezogenheit wird so verunmöglicht.
Emotionale Kompetenz entwickeln
Zufriedenstellende Beziehungen zu erleben, hängt auch von unserer Kompetenz ab, Gefühle als frische Kräfte im Hier und Jetzt zu nutzen.
Jedes unserer Gefühle – wie Wut, Trauer, Angst, Freude, Scham – ist ein Teil von uns, der eine wichtige Funktion in der Logik unseres Systems erfüllt. Unsere Gefühle helfen, auch widrige Umstände als organischen Teil unseres Lebens zu erfahren.
Zur emotionalen Kompetenz gehören viele verschiedene Fähigkeiten:
- eigene Gefühle wahrzunehmen
- eigene Gefühle bewusst zu erzeugen
- eigene Gefühle so zu steuern, dass sie der jeweiligen Situation angemessen sind
- eigene Gefühle von den Gefühlen von anderen zu unterscheiden
- zu lernen emotionale Altlasten zu entladen, ohne Schaden anzurichten
- sich im Paar dabei zu unterstützen, emotionale Altlasten zu entladen
In Krisensituationen ist es eine Hilfe, genau hinzuschauen, was dem Paar schon gelingt, welche bestehenden Verletzungen erlöst und welche Fähigkeiten dafür neu angeeignet werden wollen.
Ein Spaziergang im Garten der Versöhnung
In einem Krisenbewältigungsprozess kann „ein Spaziergang im Garten der Versöhnung“ weiterhelfen. Was erlittene Verletzungen angeht, ist die Seele sozusagen alterslos. Abgespeicherte körperliche und emotionale Erinnerungen wollen in Verbindung mit den entsprechenden Sichtweisen über sich, andere und die Situation gesehen, verstanden und anerkannt werden.
Je nachdem, ob es sich dabei um eine einmalige oder um eine immer wiederkehrende Verletzung handelt, braucht es neben dem Verstehen der Verletzung einen symbolischen Ausgleich und neue Absprachen für die Zukunft.
„ Vergebung heisst nicht das Ja zu einer vergangenen Schuld, sondern das Ja zu einem Menschen mit seiner vergangenen Schuld.“
(I.O.Pech)
Verzeihens-Kompetenz entwickeln meint, ich lasse etwas los, was ich dem anderen nachtrage. Ich lasse meinen Schmerz zu und ich erkenne meinen eigenen Anteil im Verletzungsprozess.
Als die/der Verletzte treffe ich innerlich die Entscheidung, mich von Vorwürfen, Rachegedanken und Rachegefühlen zu lösen. Als die/der Verletzter(in) anerkenne ich die verletzende Wirkung, die mein Verhalten beim anderen ausgelöst hat.
Gelingt es der/dem Verletzer(in) im Verletzungsritual, sich mit einem offenen Herzen zu entschuldigen, und gelingt es der/dem Verletzten dem anderen zu vergeben und den anderen so aus seiner Schuld zu entlassen, wird Erleichterung im Paar spürbar.
Eine innere Haltung wie, „ich verzeihe mir selbst und ich verzeihe dem anderen“, ermöglicht einen Beziehungsprozess, in dem die Motivation für ein wohlwollendes gegenseitiges Verhalten wieder entsteht.
Die ursprüngliche Absicht und die letztendliche Wirkung auf beiden Seiten kann mitfühlend im Kontakt spürbar werden: “Ich wollte Dich nicht verletzen.“ „Mir war nicht klar, wie sehr ich Dir mit meinem Verhalten wehgetan habe.“ „Ich bitte Dich um Verzeihung.“
Gerne unterstütze ich Paare, in einem geschützten Rahmen „Wunden zu heilen.“ In liebevoller Zugewandtheit können sich Paare neu begegnen.